Page 7 - 96. Rundbrief.indd
P. 7

Gigaherz.ch 96. Rundbrief Seite 7
Forschung Schweiz:
300 Geheimverträge – 1.26 Milliarden Sponsoring
Wovon Gigaherz.ch seit Jahren berichtet, nämlich von der Einmischung der Industrie und der Wirtschaft in die universitäre Forschung, von der Bezahlung von Professorengehältern über Jahre hinweg bis hin zum kompletten Sponsoring wichtiger Forschungsarbeiten, sowohl im Gesundheitswesen, wie in den neuen Technologien.
von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg, 28. April 2016
 Und wofür Gigaherz.ch stets als Verbreiter von Verschwörungstheorien oder Verleumdungen ge- brandmarkt wurde, hat die Sendung Rundschau vom 20. April 2016 jetzt mit Hilfe des Gesetzes über das Öffentlichkeitsprinzip in der Verwaltung die Tre- sore der schweizerischen Universitäten und Techni- schen Hochschulen öffnen lassen. 1
Das Ergebnis der Rundschau-Recherchen ist weit schlimmer als von Gigaherz.ch je befürchtet und berichtet wurde: Jeder Zehnte Hochschulprofessor bezieht heute sein Gehalt nicht mehr vom Staat, sondern direkt von der interessierten Industrie. Selbstverständlich garantieren die Verträge mit den Hochschulen völlige Forschungsfreiheit. Fragt sich nur, was passiert, wenn eine/r plötzlich nicht mehr industriekonform forscht? Dann ist ihm oder ihr eine rasche Beförderung sicher. Nicht aufwärts, sondern seitwärts – hinaus!
Im Begleittext zur Sendung Rundschau vom 20.4.2016 wird Folgendes berichtet:
Anstieg an Forschungs-Sponsoring durch Dritte Universitäre Hochschulen sind das Gehirn einer Ge- sellschaft. In ihnen wird Wissen gesammelt, vernetzt und neu geschaffen. Gestützt vom Staat und gröss- tenteils finanziert durch Steuern, können Wissen- schaftler unabhängig an jenen Themen forschen, welche die Gesellschaft verbessern könnten – etwa an der Heilung von schweren Krankheiten oder an der Entwicklung erneuerbarer Energiequellen.
Seit ein paar Jahren kommt das Geld vermehrt aus anderen Quellen als den staatlichen. Grosskonzerne, Stiftungen oder andere Organisationen investieren zunehmend in die universitäre Forschung. Sie spon- sern Professuren, lancieren Forschungskooperatio- nen oder statten Professoren mit Forschungs- und Beratungsmandaten aus.
1 www.srf.ch/sendungen/rundschau/sendungen, ab Minute 8.30
Welche Uni erhält wie viel an Sponsorengeldern und von wem? 2
Interessant ist das Sponsoring der Stromkonzerne an der ETH Zürich mit 10 Millionen Franken pro Jahr. Wer da Hoffnungen auf Hilfe der Wissenschaft für die Erdverlegung von Höchstspannungsleitun- gen gesetzt hat, dürfte sich wohl den falschen Fin- ger verbunden haben.
Ebenso interessant ist das Sponsoring an der UNI Basel. Von Gigaherz.ch gemäss der Webseite der UNI stets mit 71 Millionen beziffert, erhält gemäss den Recherchen der Rundschau 137.79 Millionen - also praktisch das Doppelte.
Das ist auch deswegen interessant, weil die UNI Basel die Datenbank ELMAR über Studien auf dem Gebiet nichtionisierender Strahlung (Elektrosmog) führt, um daraus dem Bundesrat jährlich einen Syn- thesebericht abzuliefern. Der Institutsleiter Prof. Martin Röösli wird sich den 138-Millionen Goldesel kaum zum Feind machen wollen.
Immerhin hat man ihm nach mehreren Beschwer- den von Gigaherz.ch jetzt eine Arbeitsgruppe na- mens BERENIS zur Seite gestellt. Aber oh Schreck, auch hier ist die Industrie wieder vertreten. Diesmal gleich mit einem Verkäufer von Dosimetern, um an- lässlich dem 7Millionen Projekt „Monitoring elekt- romagnetischer Felder“ 3 gleich die Messgeräte zur Hand zu haben, die von Beginn weg um das 10- bis 100-Fache zu tiefe Resultate abliefern.
Was sagte doch der Integritäts-Beauftragte der UNI Basel, Dr. Eugen Fischer, zu einer Beschwerde von Gigaherz.ch? Mit dem falschen Gerät zur fal- schen Zeit am falschen Ort messen sei nicht wis- senschaftlicher Betrug, sondern wissenschaftliche Freiheit.
2 www.srf.ch/news/schweiz/uni-transparenz/welche- geldgeber-schweizer-universitaeten-sponsern
3 www.gigaherz.ch/das-konzept-zum-emf-monitoring- ein-schlechter-silvesterscherz-des-bundesrates/
  















































































   5   6   7   8   9