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Gigaherz.ch 111. Rundbrief Seite 16
 Herr Vogt, Sie unterrichten unter anderem über das Thema 5G. Mussten Sie sich wegen Ihres Be- rufs schon einmal rechtfertigen?
Ja, im Rahmen einer Diskussionssendung, in welche ich als Experte zusammen mit zwei 5G-Gegnern eingeladen wurde. Eigentlich wurde ich nicht als Be- fürworter eingeladen, sondern als neutraler Exper- te. Automatisch repräsentierte ich dann aber das Pro-Lager und musste viel richtigstellen, was von den Gegnern falsch wiedergegeben wurde.
Hoppla, Herr Professor Sie mussten vieles richtig- stellen, was von den Gegnern falsch wiedergegeben wurde? Was das war, können Sie aber auch nicht nur mit einem einzigen Stichwort darlegen. So bil- lig lassen wir uns da nicht abspeisen! Sonst müssen wir Sie nämlich fragen, wer Ihnen diesen wunderba- ren Rolls-Royce unter den Spektrum-Analysatoren gesponsert hat. Im Budget einer Berner Fachhoch- schule dürfte dieser kaum Platz finden. Da gibt es wesentlich billigere Ausführungen. War das nun ein Geschenk von Swisscom, Sunrise oder SALT?
2D-Scan aus Berner-Zeitung vom 13. März 2020
Übrigens: Das auf dem Bildschirm abgebildete Sig- nal ist 10mal zu schmal für die Darstellung von 5G.
Ist es für Sie als Experte manchmal frustrierend, dass die Leute so negativ auf 5G reagieren?
Es regt einen mehr auf, als dass es frustrierend ist. Ich beschäftige mich seit Jahren mit der Technologie und konnte mir in dieser Zeit ein gewisses Wissen aneignen. Und wenn man dann sieht, was für haar- sträubende Falschinformationen gestreut werden, regt das einen schon ein wenig auf. Diese prägen die öffentliche Debatte, sodass unter Umständen Entscheide gefällt werden, die nicht richtig sind. Die Konsequenzen daraus müssen wir alle tragen.
Ja, ja diese Konsequenzen, welche uns verrückte Hochschuldozenten aufbürden, kennen wir zur Ge- nüge. Ich bin jetzt 82 Jahre alt und erinnere mich
noch gut daran, wie in den 60er Jahren eine Hand voller dieser Intelligenzbomben unbedingt die ers- ten der Welt sein wollten, die einen Atomreaktor mit Schwerwasser und Natur-Uran bauen und betreiben wollten. Wie sie mit mehrstelligen Milionenbeträ- gen die Alpen und Voralpen mit unzähligen Stollen von mehrerern hundert Metern Länge auf der Suche nach Spuren dieses kostbaren Metalls durchlöcher- ten. Alles bezahlt vom Nationalfonds, dem dann deshalb die dringend benötigten Mittel zur Krebs- forschung fehlte.
In der Versuchsanlage tief im Felsen von Lucens im Kanton Waadt ist es dann auch prompt zum ersten Super GAU der Welt inklusive Kernschmelze gekom- men. Die Kaverne wurde darauf hin notfallmässig mit Flüssigbeton gefüllt. Auf dem Parkplatz draus- sen misst man noch heute eine deutlich erhöhte Ra- dioaktivität. Und das wird wohl noch einige hundert Jahre so bleiben.
Angetrieben wurde das Spiel der Hochschuldozenten damals nicht von der Industrie, sondern von noch hirnverbrannteren Militärköpfen, welche die Schwei- zer Armee unbedingt mit Atomwaffen ausrüsten wollten und sich das dafür erforderliche Plutonium aus der Versuchsanlage in Lucens zu beschaffen ge- dachten. Das glauben Sie nicht? Dann hätten Sie mal die Prediger von der geistigen Landesverteidigung hören sollen. Mit den französischen Mirage-Jets, deren Beschaffung damals ebenfalls in einem Millio- nendebakel endete, hätten von der Schweizer Armee nötigenfalls sogar Atombomben über Moskau abge- worfen werden sollen.(!!)
Jetzt wollen doch die Schweizer mit 5G gleich nach den Chinesen wieder die ersten der Welt mit einer landesweiten Abdeckung, sprich flächendeckender Verseuchung, von 5G sein.
Aber können Sie die Bedenken verstehen?
Doch, dafür habe ich Verständnis. Wenn einem Tag für Tag negative Dinge suggeriert werden, fängt man irgendwann an, diese zu glauben. Hinzu kommt, dass es sich um ein sehr abstraktes Thema handelt: Frequenzen und Strahlen kann man weder sehen noch anfassen. Sie sind etwas Unbekanntes, und das Unbekannte macht uns oftmals Angst.
Das Problem beginnt schon bei der Begrifflichkeit: Das Wort «Strahlen» wird automatisch mit radioak- tiven Strahlen assoziiert. Jene des Mobilfunks sind aber nicht ionisierend, können atomare Strukturen also nicht verändern. Dieser Unterschied macht der Laie nicht.
 


















































































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