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Gigaherz.ch 101. Rundbrief Seite 6
 Missratener Persilschein für Hochspannungs‐Freileitungen
Im Hinblick auf die für die Energiewende offenbar erforderlichen 1'000 km neuen oder zu verstärkenden Hochspannungs‐Freileitungen bestellte das Bundesamt für Energie letzthin ausgerechnet bei der von Swissgrid finanzierten Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation ein Fachliteratur-Monitoring über deren gesundheitliche Risiken.
Von Hans‐U. Jakob, Schwarzenburg, 14. August 2017
Das Fachliteratur‐Monitoring wurde im Juli 2017 veröffentlicht. Die aus einer halben Seite bestehen‐ de Zusammenfassung enthält, wie bei Auftrags‐ studien üblich, exakt das von den Auftraggebern gewünschte Resultat: "Insgesamt zeigt die Literatur- analyse, dass die Wissenschaft in den letzten Jahren keine grossen gesundheitlichen Risiken identifiziert hat [...] das gilt insbesondere für die Abschätzung der Exposition der Bevölkerung im Zusammenhang mit neuen Technologien und für die sozialwissen- schaftliche Forschung etwa im Zusammenhang mit Akzeptanzfragen."
Liest eine unabhängige Fachperson dann die restli‐ chen 124 Seiten, stellt sie mit Erstaunen fest, dass da das totale Gegenteil von 'keinen gesundheitli‐ chen Risiken' steht. Trotz Heranziehens aller welt‐ weit verfügbaren verharmlosenden Studien ist es den Autoren nicht im Entferntesten gelungen, die gesundheitlichen Risiken soweit hinunterzuspie‐ len, dass dadurch etwa die Akzeptanz von oberir‐ dischen Hochspannungs‐Freileitungen verbessert würde. Zu erwarten ist eher das Gegenteil. Denn viel zu hoch ist der Anteil an neuen wissenschaft‐ lichen Studien, die nach wie vor oder von Neuem schwerwiegende Gesundheitsschäden nachwei‐ sen. Den gesamten Bericht von 125 Seiten über das «Fachliteratur‐Monitoring» der Forschungsstiftung Strom‐und Mobilkommunikation können Sie auf unserer Website herunterladen: www.gigaherz.ch. ‐ Dokumentationen ‐ Beweismaterial ‐ Fachlitera‐ tur‐Monitoring‐2017.pdf
Zuerst ein Wort zu den Grenzwerten
In der Schweiz darf an Orten empfindlicher Nut‐ zung, das sind Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kin‐ derzimmer, Schulzimmer und Krankenzimmer, die Intensität eines niederfrequenten Magnetfeldes, hervorgerufen durch eine Hochspannungsleitung, nicht mehr als 1 Mikrotesla betragen.
Das Bild rechts oben zeigt die Ausdehnung des niederfrequenten Magnetfeldes einer Hochspan‐ nungsleitung mit einem Phasenstrom von 2000Am‐ père. Was in der Schweiz einer mittelstarken Lei‐ tung entspricht. Nicht phasenoptimiert, weil in
Zeiten des internationalen Stromhandels vermehrt mit dieser Konfiguration zu rechnen ist.
Leukämie bei Kindern
Viel zu hoch ist der Anteil an neuen wissenschaft‐ lichen Studien, die im sogenannten Fachliteratur‐ Monitoring der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation vom April 2017 nach wie vor oder wieder von Neuem schwerwiegende Gesund‐ heitsschäden nachweisen. So etwa beim grössten Problem der Anwohner von oberirdischen Hoch‐ und Höchstspannungsleitungen, der Entstehung von Leukämie bei Kindern. Der Leser kann sich getrost die umfangreichen, seitenlangen wissen‐ schaftlichen Texte ersparen. Die Grafik auf Seite 40 über das x‐Fach erhöhte Leukämie‐Risiko für Kinder sagt mehr als Genug darüber aus:
  






















































































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