Page 10 - 86. Rundbrief
P. 10

Gigaherz.ch 86. Rundbrief Seite 10
 Schnelles Internet in der Bahn
SBB-Chef Andreas Meyer macht die Rechnung ohne den Wirt resp. ohne die Anwohner von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg, 9.11.2013
CEO Meyers Ziel
Der Berner Zeitung vom 7. November 2013 ist zu entnehmen, dass der SBB-CEO Andreas Meyer im Fernverkehr bis spätestens Ende 2014 und im Regio- nalverkehr bis Ende 2020 alle Wagen mit Signalver- stärkern, sogenannte Repeatern, ausrüsten will, um den Daten- und Gesprächsverkehr von und mit den Passagieren wesentlich zu verbessern, resp. zu be- schleunigen. Die SBB wollen dabei den Passagieren nicht etwa Gratis-WLAN
zur Verfügung stellen,
sondern kostenpflichtige
Verbindungen zu den Ba-
sisstationen (Mobilfunkan-
tennen) der Netzbetreiber
Swisscom, Sunrise und
Orange entlang den Bahn-
linien. Um dieses Ziel zu
realisieren, müssten die
Netzbetreiber wegen der
enormen Datenmenge, die
beim Surfen der Passagie-
re im Interenet anfällt, hunderte wenn nicht gar tau- sende von zusätzlichen Basisstationen (Mobilfunk- antennen) entlang den SBB-Linien aufstellen. Denn laut Swisscom verdoppelt sich die zu übertragende Datenmengen rund alle sieben Monate.
Ausbau auf Kosten der Steuerzahler
Der technische Ausbau der SBB-Wagen soll bis 2020 rund 60Millionen Franken kosten. Der zusätzliche Ausbau des Mobifunknetzes entlang den Bahnli- nien gehe zu Lasten der Netzbetreiber Swisscom, Sunrise und Orange. CEO Meyer hofft bei der Fi- nanzierung des Gesamtpaketes auf Beiträge der Kantone, sprich auf Beiträge der Steuerzahler. Das hat uns gerade noch gefehlt! Die Kantone kürzen laufend Beiträge an Behindertenheime, Sozialhilfe- Empfänger, IV-Empfänger und andere Sozialeinrich- tungen, damit Bahnpassagiere in Zukunft unabläs- sig ihr I-Phönchen liebevoll und ohne Unterbruch streicheln können. Und die Billetpreise, die sich gegenüber dem Ausland schon jetzt in schwindeler- regenden Höhen befinden, werden dadurch wahr- scheinlich nochmals angehoben.
Verdichtung des Antennenwaldes in den Dörfern
Wo sich CEO Meyer ganz sicher verrechnet, ist bei
der Verdichtung des Antennenwaldes von Swiss- com, Sunrise und Orange entlang der Bahnlinien. Dass diese die Verdichtung vorwiegend in bewohn- ten Gebieten vorzunehmen versuchen, liegt auf der Hand, denn nach neuester Gesetzeslage und Recht- sprechung gibt es in der Landwirtschaftszone und erst recht im Wald praktisch keine Baubewilligun- gen mehr für Mobilfunk-Basisstationen. Selbst bei Erhalt einer Sonderbewilligung würden den Betrei-
bern sehr hohe Kosten für Stromzuleitungen und Zufahrtswege entstehen. Diese Kosten entstehen ebenfalls beim Aufstellen einer Basisstation auf der Bahntrasse. Denn Basis- stationen können nicht mit dem Fahrleitungsstrom von 16‘000Volt betrieben werden und das Service- personal kann auch nicht per Draisine auf den Bau-
platz fahren. Also drängen die Betreiber entlang den Bahnlinien möglichst in Dörfer und Weiler.
Kein Zusammenhang zwischen funktioneller Abdeckung und Standort
Hier gibt es regelmässig heftigen Widerstand der An- wohner und diese haben diesmal sehr gute Karten. Denn Mobilfunkantennen können laut Bundesge- richtsentscheid 1P_69/2007 in Wohnzonen nur dann als zonenkonform beurteilt werden, wenn sie hinsichtlich Standort und Ausgestaltung in einer un- mittelbaren funktionellen Beziehung zum Ort ste- hen, an welchem sie errichtet werden sollen und im Wesentlichen Bauzonenland abdecken. Fakt ist, dass diese mächtigen Anlagen, oft mit Masthöhen von 30m und Reichweiten über 3km punkto Ausge- staltung keine funktionelle Beziehung zum Dorf oder zum Weiler aufweisen, in dem sie errichtet werden sollen. Die geplanten Anlagen dienen klarerweise mit ihren überdimensionierten Sendeleistungen im Wesentlichen der Versorgung der Bahnpassagiere und nicht den Bewohnern von Wohnzonen.
Auf den Schweizer Intercity Strecken fahren täglich je 60 Züge mit je 500 eingeschalteten Handys. Das ergibt eine Nutzerzahl von täglich 30‘000. Während
 






































































   8   9   10   11   12