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Gigaherz.ch 81. Rundbrief Seite 7
 Missbrauch der Wissenschaft – ein weiteres Beispiel
Die Dänische Kohortenstudie als Beispiel für den Missbrauch der Wissenschaft im Interesse der Mobilfunkindustrie
von Prof. Dr. Franz Adlkofer, 24.7.2012
Aussagekraft von Kohortenstudien
Ein Beispiel der besonderen Art für institutio- nelle Korruption stellt die so genannte Däni- sche Kohortenstudie dar. In dieser Studie wird das Hirntumorrisiko bei Personen mit Mobilfunkvertrag untersucht, wobei der Be- sitz eines solchen Vertrages mit der Nutzung des Mobiltelefons gleichgesetzt wird. Kohor- tenstudien haben den Vorteil, dass im Ge- gensatz zu Fall-Kontrollstudien keine statisti- schen Verzerrungen (Bias) durch Selektion, Erinnerungslücken der Teilnehmer und Ver- weigerung der Teilnahme vorkommen. Des- halb wird die Aussagekraft dieser Studien gegenüber derjenigen von Fall- Kontrollstudien als überlegen angesehen.
Aus der Dänischen Kohortenstudie sind in- zwischen vier Publi-
die wissenschaftliche Qualität der Dänischen Kohortenstudie zu überprüfen. Die Studie beruht auf 420‘095 von 723‘421 Mobiltele- fonverträgen, die in der Zeit von Januar 1982 bis Dezember 1995 mit den in Dänemark tä- tigen Mobilfunkfirmen abgeschlossen wur- den. Firmenverträge, insgesamt 200‘507, wurden ausgeschlossen, da keine individuel- le Zuordnung möglich war. Die Studienperio- de umfasste den Zeitraum von 1990 bis 2007. Die Organisatoren gehen davon aus, dass alle 420‘095 Vertragsunterzeichner auch Nutzer waren und dass somit die Dauer der Strahlenbelastung mit der Vertragsdauer gleichzusetzen ist. Belege dafür, dass diese Annahme zutrifft, und wenn, wie lange und wie stark die Nutzer der Mobilfunkstrahlung
kationen hervorge-
gangen, die alle in
international heraus-
ragenden wissen-
schaftlichen Fach-
zeitschriften erschie-
nen sind. In diesen Arbeiten wird ein Zusam- menhang zwischen der Nutzung von Mobil- telefonen und der Entstehung von Hirntumo- ren kategorisch ausgeschlossen. Besondere Bedeutung kommt den letzten beiden Publi- kationen zu, mit denen offensichtlich etwas überhastet noch 2011 darauf reagiert wird, dass ein halbes Jahr zuvor die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der WHO die Hochfrequenzstrahlung als ‚möglicherweise karzinogen’ einstufte. Weiterhin sollte wohl den gerade publizierten NORDCAN-Daten für Dänemark entgegengewirkt werden, die zwi- schen 2001 und 2010 einen deutlichen An- stieg der Hirntumorrate zeigen.
Gravierende Mängel im Studiendesign
Die schwedischen Wissenschaftler Fredrik Söderqvist, Michael Carlberg und Lennart Hardell haben sich nun die Mühe gemacht,
tatsächlich ausge- setzt waren, gibt es nicht. Diese gravie- rende Schwachstelle der Studie wurde billigend in Kauf ge- nommen.
Söderqvist und Kollegen kommen bei ihrer Analyse nun zu dem Ergebnis, dass die Däni- sche Kohortenstudie ein Lehrbuchbeispiel für all die Fehler ist, die in der epidemiologi- schen Forschung gemacht werden können. Zahlreiche Einschränkungen entwerten die Ergebnisse der Studie in einem solchen Aus- maß, dass eine Aussage zu der untersuchten Fragestellung in Wirklichkeit gar nicht mög- lich ist:
Zwei Personen, von denen die eine das Mo- biltelefon einmal in der Woche lediglich 5 Minuten und die andere täglich 2 Stunden lang benutzt hat, werden bei gleicher Ver- tragsdauer derselben Expositionsgruppe zu- geordnet. Ob fast nicht oder extrem stark der Mobilfunkstrahlung ausgesetzt, wird also gar nicht erst untersucht, obwohl dies über die Höhe des Hirntumorrisikos entscheidet.
In dieser Studie gibt es keinerlei Angaben über die tatsächliche Nutzungsdauer des Mobiltelefons.














































































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