Page 49 - ExpressZeitung-5G-joe
P. 49

 2019-05-20 07:34 KD: 8184
                    49
    Mikrowellenherd
        Mit 16 begann er eine Lehre zum Funkelekt- roniker, mit 18 gründete er seine eigene Fir- ma, verkaufte Mobiltelefone und die ersten Handys, und mit 20 hatte er etwa 20 Mitar- beiter. Sein Auto hatte manchmal mehr als ein Dutzend Antennen auf dem Dach: «Je nachdem, was ich gerade mal wieder am Ausprobieren war [...] Über gesundheitliche Auswirkungen der Funktechnik machte ich mir keine Gedanken, da ich immer dachte, wenn es wirklich gefährlich wäre, dann wäre es sicher verboten.» Pustekuchen: Erst be- gann es mit Konzentrationsstörungen, spä- ter, 2002, brach Weiner an einem Flughafen mit Sprach- und Herzrhythmusstörungen zusammen. Um zu genesen, übernachtete er im Wald - auf dem Rücksitz seines Autos. Und siehe da: «Nach zwei Tagen im Wald war ich so fit, dass ich am dritten Tag wieder ins Büro fahren und arbeiten konnte.» Heute kann er das nur in Schutzkleidung und für kurze Zeit.
Wie wir alle «kleine Weiners» werden
Na und, was solls - ein Extremfall eben. Wer hat schon über ein Dutzend Antennen auf dem Dach? Doch leider werden wir dem- nächst alle zu Extremfällen. Und zwar, weil der Mobilfunk extrem ausgebaut wird. 5G steht vor der Tür – die fünfte Mobilfunkge- neration. 2017 wurde dafür ein erster welt- weiter 5G-Standard verabschiedet. Und da- mit werden wir womöglich bald alle «kleine
Uli Weiner ist elektrosensibel, auf Funkstrahlung reagiert sein Körper mit heftigen Symptomen. Aufgrund dessen hat er sich mit seinem Wohnwagen in die hintersten Täler des Schwarzwalds zurückgezogen.
Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F086559-0017/ Stutterheim, Christian / CC-BY-SA 3.0
   «Die aufgeregte Dis-
kussion in der Bevöl- kerung über die Kernenergie dürf- te in Relation zu dem, was uns die Mobilfunknetze noch bescheren werden, nur ein laues Lüftchen ge-
wesen sein.»
Wolfgang Boetsch, Bundespostminister, vor Journalisten in Bonn (1994)
Weiners». Auf Schritt und Tritt sollen wir von leistungsstarken Masten umzingelt und be- strahlt werden, bis wir einer Strahlenbelas- tung ausgesetzt sein werden wie früher nur «Funk-Junkies» à la Weiner. Wenn es nach dem Staat und den Mobilfunkmultis geht, sollen wir bis 2021 mit 800.000 neuen Sen- dern beglückt werden, die selbst auf Stra- ssenlaternen und Verkehrsschildern sitzen. Ein ganzer Planet soll so intensiv bestrahlt werden wie noch nie. Und warum? Natürlich weil wir es brauchen, versichern uns Regie- rungen und Strahlenindustrie: Zum Beispiel ist es doch absolut kein Zustand, dass man noch selber in den Kühlschrank schauen muss, um festzustellen, ob noch genug Milch, Eier und Butter da sind. Besser wäre es doch, der Kühlschrank würde all das selber bei einem Lieferservice bestellen, oder nicht? Eben. Der gesamte Haushalt soll vernetzt werden, vom Toaster über die Kaffeemaschi- ne, den Lichtschalter, die Rollladensteue- rung, bis hin zum Heizungsthermostaten, der sich einschaltet, wenn sich der Bewohner dem Haus nähert.
Milliarden Mikrochips
Tom Wheeler, Ex-Präsident der US-Fe- deral Communication Commission, kurz FCC, sieht schon «hunderte Milliarden von Mikrochips, die mit Produkten verbunden sind, von Pillenflaschen bis zu Rasenspren- gern. Wir müssen die Vorstellung ablegen, dass die 5G-Zukunft allein für städtische Gebiete sein wird. Die 5G-Revolution wird
  



















































































   47   48   49   50   51