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Ausgabe 25, April 2019
Gesundheit
    Sind gepulste (siehe S.16) Hochfrequenzsignale biologisch wirksamer als ungepuls- te? Oder anders gefragt: Ist z.B. bei einem DECT-Schnurlostelefon nun die mittlere Sendeleistung biologisch relevant, oder doch eher der 25mal so hohe Spitzenwert? Der Mittelwert der Sendeleistung mag für die Dimensionierung der Hochfrequenz-Kom- ponenten der DECT-Station oder zur Berechnung der Akkulaufzeit eines Mobilteils der relevante Wert sein, aber ist er auch massgebend für die biologische Relevanz der Strahlung? Reagieren Organismen vielleicht eher auf den Spitzenwert? Erinnert sei hier an ein gängiges Beispiel für die Wirkung gepulster Strahlung: die Strobos- kop-Blitzlampen in Diskotheken. Jeder dürfte den Effekt kennen, den die kurzen Pha- sen grellen Lichts auf das Auge haben, wenn sie sich mit Dunkelphasen abwechseln. Das Dauerlicht einer erheblich leistungsstärkeren Glühlampe ist im Vergleich dazu völlig wirkungslos. Folgende Kommentare dazu von bekannten Wissenschaftlern aus der Mobilfunkszene:
DECT-Schnurlostelefone sind meist noch strah- lungsintensiver als WLAN-Router.
Foto: Johann H. Addicks
                Der alleinige Ansatz des thermi- schen Effekts bei der Grenzwertfest- setzung ohne Berücksichtigung von zahlrei- chen anderen Faktoren ist in der Wissenschaft sehr umstritten. So schrieb bereits im Jahr 2001 Günter Käs, Professor an der Universität der Bundeswehr, für den Münchner Merkur: «Die Grenzwerte sind völlig unzureichend für den Gesundheitsschutz. Es heisst, nach derzeitigem Stand der Wissenschaft sei eine Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen. Das
halte ich für hanebüchen.» (3)
Gefährliche Pulsspitzen
Die gesetzlichen Grenzwerte haben die Besonderheit, dass Pulsspitzen der Feld- stärke (siehe S.14) – also die höchsten Wer- te - um den Faktor 32 über den genannten Grenzwerten - die als Mittelwerte über einen Zeitraum von 6 Minuten definiert sind - lie- gen dürfen; bezogen auf die Leistungsdich- te (siehe S.14) ist das der Faktor 1000. Man misst also einen Mittelwert der Feldstärke im Zeitraum von 6 Minuten, und ignoriert die Pulsspitzen, wenn sie den für sie viel zu hoch angelegten Wert überschreiten. Die Pulsspit- ze eines Radarsignals darf nach dieser Rech- nung eine Leistungsdichte von 10.000 W/m2
(= 10.000.000.000 μW/m2, Mikrowatt pro Quadratmeter) erreichen, obwohl der Gren- zwert bei 10 W/m2 liegt.
Zur Nicht-Berücksichtigung von Puls- spitzen durch einen Mittelwert schreibt Wolfgang Maes in seinem Buch «Stress durch Strom und Strahlung»: «Am Beispiel Radar wird der legalisierte Unsinn des thermischen Konzepts besonders deutlich. Das ist so, als würden Sie Ihre Hand einen Moment in ko- chendes Wasser tauchen und dann zehn Se-
«Der Mensch re- agiert schon auf kleins- te elektromagnetische Reize ab einer Stärke
von 0,1 μW/m2. Hier ist bereits eine veränderte Kalziumab- gabe der menschlichen Hirn- zellen feststellbar. In der Gen- technik werden Mikrowellen geringer Intensität eingesetzt, um Zellen zu verändern.»
Dr.-Ing. Georg Bahmeier, Mikrowellenexperte der Bundeswehruniversität (1992)
kunden Pause einlegen, dann wieder in ko- chendes Wasser.» (3) Also kein Problem - der Mittelwert ist sehr angenehm.
Die gesetzlichen Grenzwerte für Mikro- wellen decken nur einen sehr kleinen Bereich möglicher Schädigung ab. Sie sollen eine zu hohe Erwärmung der menschlichen Zellen verhindern. Andere zentrale Faktoren, wer- den gar nicht mit in die Grenzwerte einbezo- gen, z.B. das Krebspotential, der Einfluss auf Nerven und Gehirn. Diese biologischen Schä- den sollen weit unterhalb der Grenzwerte ver- ursacht werden und sind z.B. in der Militär- forschung seit über 70 Jahren dokumentiert. Die Grenzwerte berücksichtigen auch nicht unsere heutige 24-stündige Dauerbestrahlung und die Vielzahl der Quellen, die zeitgleich auf unseren Körper einwirken, z.B. Schnur- lostelefone, Mobilfunk-Antennen, WLAN von Nachbarn, Handys und Smartphone Tab- let-PCs, Smart-Meter, Spielekonsolen usw.
Mikrowellen scheinen in komplexer Art und Weise in grundlegende Prozesse auf Zel- lebene einzugreifen. Als Hauptwirkort ver- mutet man dabei die Zellmembranen, die für die Zellkommunikation eine zentrale Rolle spielen. Eine Beeinflussung von Zellteilungs- rate, Nervensystem und Gehirnaktivität liegt nahe. Ob und wie sich solche möglichen Stö-
     «Gepulste Mikrowellen greifen tief in biologische Prozesse ein.»
Die umfangreiche kritische Sichtung der wissenschaftlichen Litera- tur lässt keinerlei Zweifel mehr zu, dass die gepulste elektromagnetische
Prof. Dr. Ross Adey, Loma- Linda-Universität, Kalifornien (1970)
Strahlung von Mobilfunk-Basisstationen, Handys und schnurlosen Haustelefonen
Mittelwert oder Spitzenwert?
«Immer mehr Hinweise aus wissenschaftlichen Studien zei- gen, dass gepulste Felder, eingesetzt bei DECT-Schnurlostelefo- nen, WLAN-Netzwerken und beim Mobilfunk, das Nerven- und Hor-
monsystem des Menschen beeinträchtigen und Erbgutschäden bzw.
die Krebsentstehung begünstigen.
Prof. Dr. H.J. Wilhelm, HNO-Klinik Frankfurt, im Vortrag zum Thema 􏰀Strahlende Aussichten􏰁 - Umweltmedizinische Bedeutung des Mobilfunks, 12. Oktober 2002
wesentlich gesundheitsbeeinflussend und gesundheitsschädlich ist.»
Prof. Dr.-Ing. Alexander H. Volger, Honorarprofessor der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule RWTH Aachen (14. September 2002)





































































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