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Gigaherz.ch 113. Rundbrief Seite 15
 Etwas gemässigter drückte sich der ebenfalls aus dem Busch geklopfte Star-Wissenschaftler der Mo- bilfunkbetreiber aus. Prof. Dr. Martin Röösli twitter- te noch gleichentags: Zitat: Der Kurzwellensender Schwarzenburg strahlte intensiv um die ganze Welt. Ein Film zum Widerstand aus Sicht der Betroffenen. Naturgemäss nicht objektiv, aber sehr anschaulich für die Keimzelle der Kontroverse zu nichtionisieren- der Strahlung in der Schweiz. Ende Zitat
Prof. Dr. Martin Rööli war auch noch so nett, sei- nem Kommentar zum Film 3 Links anzufügen. Da stand tatsächlich auch noch einer zu einer Melato- nin-Untersuchung bei Kühen beim Kurzwellensen- der Schwarzenburg dabei.
Kommentar von Hans-U. Jakob
Realisator, Regisseur, Reporter und Akteure haben sich vergeblich gefreut, dass die seit 22 Jahren ver- schollene Melatonin-Studie im Stall von Werner Zwahlen, von welcher in Minute 51:45 des Films die Rede ist, doch noch zum Vorschein gekommen ist. Denn beim genauen Durchlesen der Zusammenfas- sung musste ich feststellen, dass es sich um die ge- türkte Studie von 1995 handelt, die auf Grund mei- ner Kritik 1998 wiederholt wurde.
Wie kam es zu dieser getürkten Studie?
Die Forscher wurden 1995 von der Telecom-PTT für die Untersuchung der exponierten Tiere, offen- sichtlich böswillig, in den falschen Stall eingewiesen. Nämlich in einen Stall südöstlich vom Chüemoos, 200m vom äusseren Ende des Zaunes ferner Osten/ Südamerika entfernt, ausserhalb der Senderichtun- gen, hangabwärts ohne Sichtverbindung zu den An- tennenzäunen. Also ziemlich gut abgeschirmt. Die Feldstärke betrug im Innern des Stalles zu Sende- zeiten (12-18 Uhr und 23-01Uhr) 1.59mA. Das sind umgerechnet 0.6V/m. Das ist natürlich viel zu wenig und erst noch zur falschen Zeit, um da schon einen signifikanten Effekt feststellen zu können.
Es handelt sich also nicht um diejenige Studie, in welcher im Film ab Minute 51:45 die Rede ist. Mei- ne laut und deutlich herausgebrachte Kritik veran- lasste dann das Forschergremium die Studie 1998 zu wiederholen. Das heisst, die Proben wurden eine Woche vor und eine Woche nach der definitiven Abschaltung des Senders genommen. Diesmal im richtigen Stall bei Werner Zwahlen, genau in der Senderichtung Nordamerika, mit Sendezeit 01- 07Uhr mit ca 4V/m. Ich durfte damals diesen Stall sogar selber bestimmen.
Diese zweite Studie muss verheerend gewesen sein,
Bild oben: Probenahme von Speichel bei Kühen 1998 im Stall von Werner Zwahlen.
denn sie verschwand auf Nimmerwiedersehen. Sie- he Film ab Minute 51:45. Nachforschungen werden nicht beantwortet oder stossen auf eisiges Schwei- gen. Die getürkte Melatonin-Studie bei Kühen von 1995 ist unter diesem Link zu finden: https:// onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1600- 079X.1997.tb00320.x
Die Zusammenfassung dazu lautet:
Keine chronische Auswirkung der Exposition gegen- über kurzwelligem Radiosignal auf die Melatonin- konzentration im Speichel bei Milchvieh.
ABSTRAKT: Eine Pilotstudie wurde durchgeführt, um den Einfluss elektromagnetischer Felder im kurzwelligen (3–30 MHz) Funksendersignal auf die Speichelmelatoninkonzentration bei Milchvieh zu untersuchen. Die zu testende Hypothese war, ob die EMF-Exposition die Melatoninkonzentration im Speichel senken würde und ob auf die Entfernung der EMF-Quelle höhere Konzentrationen folgen würden. Für diese Pilotstudie wurde ein kontrol- lierter Interventionsversuch konzipiert. Es wurden zwei kommerzielle Milchviehherden auf zwei Far- men verglichen, eine in einer Entfernung von 500 m (exponiert) und die andere in einer Entfernung von 4.000 m (nicht exponiert) vom Sender. In je- dem Betrieb wurden fünf Kühe über einen Zeitraum von zehn aufeinander folgenden Tagen hinsichtlich ihrer Melatoninkonzentration im Speichel über- wacht. Während der Dunkelphase der Nacht wur- den in zweistündigen Intervallen Speichelproben entnommen. Als zusätzliche Intervention wurde der Kurzwellensender während drei der zehn Tage (Aus-Phase) ausgeschaltet. Die Proben wurden mit einem Radioimmunoassay analysiert. Die durch- schnittlichen nächtlichen Feldstärkewerte waren in der exponierten Farm (1,59 mA / m) 21-fach höher als in der Kontrollfarm (0,076 mA / m). Die
 




















































































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