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Gigaherz.ch 102. Rundbrief Seite 17
Baumschäden durch Mobilfunkstrahlung – Verrat
an der Wissenschaft mit Folgen für den Naturschutz Appell
Von Prof. Dr. Franz Adlkofer, Berlin, 1. Januar 2018
Im vor kurzem von der ‚Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie e.V.‘ publizierten Beobachtungsleitfaden Baumschäden durch Mobilfunkstrahlung von Dipl.-Forstwirt Hel- mut Breunig wird in Bildern aufgezeigt, wie wenig die Mobilfunktechnologie in ihrer gegenwärtigen Form mit den Prinzipien des Umweltschutzes in Einklang zu bringen ist. Dass an der Kausalität des Zusammenhangs keinerlei Zweifel mehr bestehen können, wird in der Langzeitstudie von Cornelia Waldmann-Selsam und Kollegen überzeugend be- legt. Trotzdem vermitteln Industrie und Politik seit Jahren den Eindruck, dass sie an einer wissenschaft- lichen Bearbeitung des Themas nicht interessiert sind. Dazu mögen vor allem die Forschungsergeb- nisse des Alexander Lerchl beigetragen haben, der mit seiner Arbeitsgruppe von 1999 bis 2001 die Wir- kungen der Hochfrequenzstrahlung auf verschiede- ne Nadelbaumarten untersucht und dabei massive strahlenbedingte Schäden nachgewiesen hat. Bei dieser Sachlage stellt sich natürlich die Frage, ob die Hochfrequenzstrahlung, die derartige Schäden in der Natur anrichtet, nicht auch eine Bedrohung für die Gesundheit der Menschen darstellt, weil sie prinzipiell gegen lebende Organismen jeder Art ge- richtet ist.
Kurzfassung
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich Wissenschaftler mit der Frage befasst, ob elektro- magnetische Felder über die Beeinträchtigung der Gesundheit des Menschen hinaus auch Schäden in der Tier- und Pflanzenwelt anrichten, weil sie mög- licherweise gegen das Leben insgesamt gerichtet sind. Aus Zweifeln ist inzwischen nahezu Gewissheit geworden. Zu diesen Erkenntnissen wollte um die Jahrhundertwende offensichtlich auch der Biologe Dr. Alexander Lerchl, Privatdozent an der Universi- tät Karlsruhe, beitragen. Zusammen mit Professor Dr.-Ing. Volkert Hansen von der Universität Wup- pertal untersuchte er von 1999 bis 2001 mit Mit- teln des Ministeriums für Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen die Wirkungen der TETRA- Strahlung (383 MHz, gepulst) auf „Keimlinge“ ver- schiedener Nadelbaumarten.
Bei den ersten beiden Versuchen, die von Okto- ber 1999 bis Mai 2000 und von Oktober 2000 bis Mai 2001, also größtenteils in der Ruhephase der Pflanzen, stattfanden, bestanden die wesentlichen Befunde darin, dass bei den exponierten Pflanzen im Vergleich zu den scheinexponierten das Wachs- tum der Koniferen-Keimlinge geringfügig gesteigert und bei Versuchsende der Prozentsatz toter Pflan- zen signifikant erhöht war. Bezüglich der Ursachen für das vermehrte Absterben der Pflanzen war die Arbeitsgruppe überzeugt, dass Temperatureffekte ausgeschlossen werden können.
Ein dritter Versuch wurde sinnvollerweise in der Zeit von Mai bis Oktober 2001, also größtenteils in der Wachstumsphase der Pflanzen, durchgeführt. Dies- mal zeigten die Ergebnisse, dass Wachstum und Ab- sterberate durch die 383 MHz-Strahlung nicht be- einflusst wurden. Die Photosynthese war dagegen aufgrund der Exposition bei zwei der drei unter- suchten Koniferenarten signifikant erhöht und bei einer signifikant vermindert. Die Wahrscheinlich- keit, dass es sich bei diesen Befunden um Artefakte handelt, muss allerdings als sehr groß angesehen werden, zumal sich der gesamte Bericht aufgrund seiner Dürftigkeit einer wissenschaftlichen Bewer- tung entzieht.
Am auffälligsten an diesem dritten Versuch war je- doch, dass diesmal die elektrische Feldstärke nicht wie bei den vorausgegangenen Versuchen in V/m angegeben wurde, sondern dafür die für diesen Zweck völlig ungeeignete spezifische Absorptions- rate (SAR) in W/kg verwendet wurde. Damit wird ein direkter Vergleich der Ergebnisse mit denen der beiden vorausgegangenen Versuche – wie es aussieht – wohl absichtlich verhindert. Mit dem Wegfall von Ergebnissen für die Wachstumsphase der Koniferen-Keimlinge wird gleichzeitig die Sinn- haftigkeit des Forschungsvorhabens insgesamt in Frage gestellt. Obwohl die Feldstärke der 383 MHz- Strahlung im Bereich der Koniferen-Keimlinge bei diesem dritten Versuch offensichtlich viel niedriger war als bei den beiden vorausgegangenen Versu- chen, was wohl verschleiert werden sollte, wird bei allen drei Versuchen behauptet, dass die Konife-