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Gigaherz.ch 99. Rundbrief Seite 7
 Bundesrat eingesetzten Expertenteam lagen 2014 erst drei Studien vor, teilweise mit Hinweisen für Ef- fekte von vorgeburtlicher Hochfrequenzexposition auf das kindliche Verhalten [4].
Smartphones machen Nacht zum Tag
Smartphones sind handlich, multifunktional und erobern den Alltag der Jugendlichen und Kinder im Sturm. Eine Forschergruppe der psychologischen Fakultät der Universität Basel untersuchte im Jahr 2012/2013 bei 362 minderjährigen Jugendlichen, ob ein Zusammenhang besteht zwischen abend- licher Elektroniknutzung und depressiven Symp- tomen und ob diese durch verkürzte Schlafzeit, Ein- und Durchschlafstörungen vermittelt sind. Zu- sätzlich verglich sie Jugend-
Emotionale und physikalische Weckeffekte
Die Basler Forschergruppe diskutiert einfache Me- chanismen als möglichen Grund für den Zusammen- hang zwischen Schlafstörung und Elektroniknut- zung: Verminderte Schlafhygiene wegen spätem Lichterlöschen oder ungenügender körperlicher Aktivität tagsüber, emotionale Weckeffekte durch den Inhalt der Elektroniknutzung, physikalische Weckeffekte durch das Blaulicht der Bildschirmbe- leuchtung.
Wieder schlafen lernen?
Eine ebenfalls im Jahr 2012/2013 durchgeführte Schweizer Kohortenstudie (HERMES-Studie) ver- suchte bei 439 Jugendlichen im Alter zwischen 12
und 19 Jahren die kumulati- ve alltägliche Funkexposition abzuschätzen und mögliche negative gesundheitliche Aus- wirkungen im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobilte- lefonen und der Strahlenbe- lastung zu erfassen. Die be- fragten Jugendlichen gaben an, im Durchschnitt 17 Minu- ten täglich mit dem Mobilte- lefon und 9 Minuten mit dem Schnurlostelefon zu Hause zu telefonieren. Die Jugendli-
chen nutzten das Handy 40 Minuten für Internet- anwendungen, davon 11 Minuten über Mobilfunk und 30 Minuten über WLAN. Zusätzlich surften sie im Durchschnitt 1 Stunde drahtlos über Computer/ Laptop/Tablet. Das Smartphone wurde 4.4 Stunden nahe am Körper getragen [12].
70 % stellten ihr Smartphone nachts nicht ab. 21 % wurden nachts mindestens einmal pro Monat durch eine Nachricht geweckt, wovon 67 % darauf antworteten. Die HERMES-Studie zeigte unter an- derem, dass nächtliche Handynutzung mit signifi- kant mehr Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfbar- keit und vermindertem Wohlbefinden assoziiert ist [13]. Die Forschergruppe schlägt vor, Jugendliche im Hinblick auf die Handynutzung zu einem besseren Schlafverhalten anzuleiten.
Gestörter Lernprozess?
Eine Zürcher Forschergruppe untersuchte den Ef- fekt von Handyexposition auf schlafabhängige Lernprozesse. Denn es ist bekannt, dass abendliche bzw. nächtliche Handystrahlung das Schlaf-EEG im für schlafabhängige Lernprozesse relevanten lang-
liche mit Smartphones mit
solchen, die nur ein einfaches
Mobiltelefon besassen [8]. Die
Basler Studie zeigte, dass die
Jugendlichen mit Smartpho-
nes abends mehr Elektronik
nutzten. Die Datenauswer-
tung ergab einen Zusammen-
hang zwischen abendlicher
Elektroniknutzung mit kürze-
rer Schlafdauer, vermehrten
Schlafstörungen und depres-
siven Symptomen. Eine Re-
gressionsanalyse der Daten zeigte, dass der Zusam- menhang zwischen abendlicher Elektroniknutzung und depressiven Symptomen über Schlafstörungen vermittelt ist. In der sehr interessanten Diskussion stellte die Forschergruppe ihre Studienergebnisse in den Kontext zum bestehenden Wissen, dass
• DepressionenbeiHeranwachsendenhäufigsind
• Depressionen und verminderte Schlafdauer bei
Jugendlichen säkular zunehmen
• Schlafstörungen und Depressionen zusammen- hängen
• ElektroniknutzungundDepressionenzusammen- hängen
• SchlafentzugzudepressivenSymptomenführt
• dieElektroniknutzungseit1960zunimmt
Aufgrund ihrer Studienresultate schlug die Basler Gruppe vor, Schüler/innen präventiv entsprechend zu informieren und schlafhygienisch im Umgang mit abendlicher Elektroniknutzung zu instruieren. Da- mit könnte möglicherweise auch die starke Zunah- me an Depressionen bei Jugendlichen eingedämmt werden.
70 % der Jugendlichen stellten ihr Smartphone nachts nicht ab. 21 % wurden nachts
mindestens einmal pro Monat
durch eine Nachricht geweckt, wovon 67 % darauf antworteten.





























































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