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Gigaherz.ch 96. Rundbrief Seite 15
 Untauglicher Versuch einer Reinwaschung
In der Fragestunde des Parlaments musste sich der Bundesrat kürzlich mit den Verfehlungen des Bremer Biologieprofessors Prof. Dr. Alexander Lerchl befassen.
von Hans-U. Jakob, Präsident Gigaherz.ch, Schwarzenburg 25. Juni 2016
Anfrage 16.5288 von Nationalrätin Margret Kiener Nellen vom 8. Juni 2016:
Die Schweizerische Eidgenossenschaft bzw. die Bun- desämter BAG, Bafu, BFE und Bakom laden zusam- men mit der Forschungsstiftung Strom und Mobil- kommunikation (FSM) c/o ETH Zürich einen von den Landgerichten Hamburg und Saarbrücken rechts- kräftig wegen Verleumdung anderer Wissenschafte- rinnen und Wissenschafter verurteilten Referenten zu obigem Anlass ein.
1. Wie viele öffentliche Gelder fliessen via ETH, FSM und Bundesämter in diesen Anlass?
2. Leidet mit solchen Referenten nicht die Glaubwür- digkeit der ETH, der FSM und des Bundes?
3. Wie viel Bundesgeld fliesst in die FSM?
Antwort des Bundesrates vom 13. Juni 2016
Die Forschungsstiftung Strom und Mobilkommuni- kation (FSM) fördert wissenschaftliche Forschung über Chancen und Risiken von Technologien, die elektromagnetische Felder erzeugen und nutzen. Sie führt zweimal jährlich einen sogenannten Science Brunch durch, an dem ein aktuelles Thema aus Sicht der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik beleuchtet und diskutiert wird. Der Science Brunch vom 23. Juni 2016 behandelt das Thema „Zelluläre und molekula- re Effekte von elektromagnetischen Feldern“.
1. Der Bund ist an einer unvoreingenommenen Aus- einandersetzung mit den Ergebnissen der wissen- schaftlichen Forschung im fraglichen Fachgebiet interessiert. Die vier Bundesämter BAG, Bafu, BFE und Bakom unterstützen deshalb den Anlass vom 23. Juni 2016 mit insgesamt 8‘000 Franken.
2. An den Veranstaltungen der FSM nehmen jeweils unabhängige Wissenschaftler teil. Dieses Jahr wird unter anderen ein Forscher aus Deutschland referie- ren, der über seine aktuellen Untersuchungen mit Mäusen und Mobilfunkstrahlung berichten wird. Deutschen Gerichten zufolge war seine Kritik an For- scherkollegen übertrieben. Dieses Verhalten wurde denn auch gerügt, gibt indes aber nicht genügend Anlass, ihm die wissenschaftliche Qualifikation für seine Forschungsarbeiten abzusprechen.
3. Die vier Bundesämter unterstützen die Science Brunches der Forschungsstiftung jeweils mit 8‘000 Franken pro Anlass. Gelegentlich beauftragen sie die Forschungsstiftung mit der Erstellung von Exper-
tisen oder der Koordination von Forschungsprojek- ten.
Kommentar von Hans-U. Jakob
So so, der Bund ist also an einer unvoreingenomme- nen Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung im fraglichen Fach- gebiet interessiert. Deshalb unterstützt er sowohl ideell wie auch finanziell eine Forschungsstiftung Strom- und Mobilkommunikation, die nachweislich bis zu 99% mit Millionen an Sponsorengeldern aus der interessierten Industrie gespiesen wird.1
Der Bevölkerung eine solche Veranstaltung als un- voreingenommene Auseinandersetzung zu präsen- tieren, ist wahrlich ein starkes Stück. Man muss sich schon fragen, für wie blöd der Bundesrat eigentlich sein Volk hält.
Bloss Übertreibung oder doch Rufmord?
Die Kritik des Deutschen Forschers am Forscher- kollegen, der dieses Jahr referiere, sei deutschen Gerichten zu Folge also übertrieben gewesen. Bei genauem Hinschauen sind dies jedoch nicht Über- treibungen, sondern Verleumdungen an Forschen- den, die für die Mobilfunkindustrie und die Strom- barone Unrühmliches herausgefunden haben. Und sein Verhalten sei deshalb gerügt worden? Lieber Bundesrat, das sind keine Rügen, sondern zwei Verurteilungen mit der Androhung von Bussen in der Höhe bis zu €250‘000 oder bis zu 6 Monaten Gefängnis im Wiederholungsfall. Das sind nicht ein- fach bloss Rügen, sondern knallharte Urteile bei
welchen nun jeglicher Spass aufhört.
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Wahrlich ein starkes Stück vom Bundesrat, einen solchen Referenten als unvoreingenommen und unabhängig zu präsentieren. Man muss sich auch hier fragen, für wie blöd der Bundesrat eigentlich sein Volk hält.
Gigaherz.ch wird sich mit allen rechtlichen und politischen Mitteln dafür einsetzen, dass sich die Bundesämter aus allen ideellen und finanziellen Verpflichtungen von der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation zurückziehen.
1 www.emf.ethz.ch/stiftung/sponsoren-traeger
2 www.gigaherz.ch/der-perfekte-bumerang www.gigaherz.ch/erneute-verurteilung-des-bremer-bio- logie-professors
 








































































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