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Gigaherz.ch 95. Rundbrief Seite 7
 14 Jahre verplempert
Das Bundesamt für Energie und Swissgrid benötigten 14 Jahre, um das Teilstück Lauerz der Höchstspannungsleitung Amsteg-Mettlen als nicht machbar abzuschreiben
von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg, 21. Februar 2016
70 Jahre alte Fehlkonstruktion
Das Schweizerische Höchstspannungsnetz ist 50 bis 70 Jahre alt und bedarf einer Erneuerung. Die 230kV-Leitung Amsteg-Mettlen (Gotthard bis Mittelland) wurde in den Jahren 1948/49 erbaut und erwies sich von Anfang an als Fehlkonstruk- tion. Für den Bau der Masten wurden Stahlrohre verwendet, die zuvor den alliierten Truppen auf den Kriegsflugplätzen als sehr schnell verlegte, oberirdische Treibstoffleitungen zum Auftanken der Jagdflugzeuge gedient hatten. Also quasi aus Schrott. Damit die Rohre nicht etwa von innen he- raus rosten sollten, wurden diese mit dünnem Be- ton ausgegossen. Was sich im Laufe der Jahre als Irrtum erwies. Es rostete dadurch eher mehr als weniger. Nach 50 Jahren sollte deshalb die Leitung komplett abgebrochen und neu erstellt werden.
Im Verlauf des Jahres 2012 war die Leitung von Al- piq in den Besitz der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid übergegangen. Anstatt endlich die Erdverlegung der Leitung zu planen, versuchten Swissgrid und das Bundesamt für Energie die Bun- desrichter auszutricksen. Im Mai 2014 wurde eine von Swissgrid bestellte, horrend teure geologische Studie veröffentlicht, die auf dem bestehenden Trasse in den dortigen Felswänden eine Erdverle- gung als unmöglich einstuft.
Plangenehmigung sei aufzuheben: zurück auf Feld 1
Die Studie muss kurz darauf dahingehend revidiert werden, dass eine neue Freileitung auch nicht mehr gebaut werden darf, da das ganze Gebiet rutschgefährdet ist und 2 Maste bereits bedenk- lich schief in der Landschaft stehen [2]. Mittels speziellen Notmasten, deren Fundamente zum
Im Dezember 2001 erfolgte die
Planauflage. So auch in der Ge-
meinde Lauerz. Weil das Wohn-
haus von Bergbauer B wegen
der hohen Magnetfeldbelas-
tung bereits unbewohnbar ge-
worden war und er auf eigene
Rechnung ein neues hatte bauen müssen, erhob er gegen den Neubau der Leitung Einsprache. Dies mit technischer und juristischer Unterstützung der NIS-Fachstelle von Gigaherz.ch und moralischer Hilfe durch die Gemeinde Lauerz.
Beide Einsprachen waren erfolgreich
Der Vorschlag der Einsprecher lautete: Die Leitung auf die andere Seite des Lauerzersees unter die dortige Autobahn zu verlegen. Die Einsprecher wurden von den Strombaronen nur ausgelacht.
Im März 2011 stand dann im Urteil des Bundes- verwaltungsgerichts in 3. Instanz (!), dass wegen der Schönheit der Landschaft, welche im Bundes- inventar der Landschaften von nationaler Bedeu- tung liegt, nur eine Erdverlegung in Frage komme [1]. Wo sagt das Gericht nicht. Für ihre vorangegan- genen Beschwerden an die nächst höhere Instanz liess man den Beschwerdeführenden jeweils nur gerade 30 Tage Zeit, während sich die Bundesäm- ter und die Leitungsbetreiber pro Instanz gut und gerne 3 Jahre Zeit nahmen, um die Beschwerden abzuschmettern.
Teil bis 20m tief in den felsigen Grund hinunterreichen, muss das Rutschgebiet mit überlan- gen Spannweiten (bis zu 600m) überspannt werden. Die Bau- bewilligung ist auf 2 Jahre be- schränkt und läuft in diesem
Mai ab, ohne dass indessen nur ein Bleistiftstrich am neuen Trasse ausgeführt wurde.
Im Februar 2016 erlässt das Bundesamt für Energie eine 7-Seitige Verfügung: Die Plangenehmigung über eine Stecke von 4.5km durch die Gemeinde Lauerz von Mast 9476 (Ingenbohl) bis Mast 9493 (Arth-Goldau) sei aufzuheben und das Verfahren sei abzuschreiben. Es müsse eine andere Leitungs- führung mit neuer Planauflage geplant werden. Die Mast-Nummern lassen den Schluss zu, dass nur die andere Seeseite in Frage kommt.
Dazu haben Swissgrid und das BfE jetzt 14 Jahre verplempert. Schuld sind natürlich die Einspre- cher. Denen muss mass man jetzt unverzüglich das Einspracherecht wegnehmen, per Gesetzesände- rungen im Stromversorgungs- und Elektrizitätsge- setz. Was nochmals gut und gerne 2 Jahre dauern könnte [3].
[1] http://www.gigaherz.ch/hochspannungsleitung-met- tlen-amsteg/
[2] http://www.gigaherz.ch/swissgrid-debakel-in-lauerz-sz/ [3] http://www.gigaherz.ch/durchschaut/
Schuld sind natürlich die Einsprecher, darum muss man ihnen das Recht zur Einsprache wegnehmen.
 







































































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