Page 13 - 93.Rundbrief
P. 13

Gigaherz.ch
93. Rundbrief Seite 13
 Wo blieb der Kurzwellensender?
Die Tage der offenen Türe im ehemaligen Kurzwellensender Schwarzenburg fanden ohne den ehemaligen Kurzwellensender statt.
von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg, 14. September 2015
 Tage der offenen Türe im ehemaligen Kurzwel- lensender - anlässlich der europäischen Tage des Denkmals kann der Sender und seine Sammlung erstmals nach 10 Jahren wieder besichtigt wer- den.
So lautete die Ankündigung in den Medien. Doch wo blieb der Sender? Was soll das denn jetzt, mögen sich manche gefragt haben, die den „Senderkrieg“ von 1987-1998 hautnah miterlebt haben. Wird da jetzt ein neues Kapitel an Geschichtsfälschung in der Schweizergeschichte aufgeschlagen?
s.a. www.gigaherz.ch/in-memoriam-kurzwellen- sender-schwarzenburg/
Insider wissen doch, dass ausser der leeren Ge- bäudehülle des Betriebsgebäudes vom ehemaligen Kurzwellensender rein gar nichts mehr übriggeblie- ben ist. Die bis zu 120 m hohen Trägermaste der An- tennen wurden 1998 wie riesige Bäume gefällt und anschliessend zerkleinert und verschrottet. Einige tonnenschwere Apparaturen und Installationen im Betriebsgebäude wurde von einer italienischen Firma säuberlich abmontiert und in Lastenzügen zur päpstlichen Sendeanlage nördlich von Rom verfrachtet, auf dass deren Botschaften im Äther noch lange zu hören seien. Was bei der dortigen Anwohnerschaft übrigens gar nicht gut ankam und in der Folge in einem Strafverfahren gegen den ver- antwortlichen Kardinal endete. In zweiter Instanz
allerdings zu einem Freispruch führte. Ein Kardinal in der Kiste, einfach unvorstellbar. Der Rest der An- lagen und Installationen wurde mit brachialer Ge- walt herausgerissen und landete beim grossen KK- Schrotthändler in der Nachbargemeinde.
Die erwartete Geschichtsfälschung blieb aus
Am Schluss des geführten Rundgangs waren doch noch fünf Bilder aus der 50-jährigen Geschichte des Kurzwellensenders zu sehen, die vom begleitenden Kurator erstaunlicherweise korrekt kommentiert wurden. Nämlich, dass der Brand und Totalscha- den gleich nach der Inbetriebnahme 1939 nicht auf Sabotage durch die Nazis, sondern auf technische Mängel zurückzuführen gewesen sei und dass un- mittelbar vor Abbruch der Anlage, das heisst 1996, die Anlage noch hätte erneuert und verstärkt wer- den sollen und dass das am erbitterten und berech- tigten Widerstand der Bevölkerung gescheitert sei. s.a. www.gigaherz.ch/der-sender-brennt-1256/
Nicht korrekt war das Abbruchdatum mit 2008 statt 1998 bezeichnet und das Bild der Vorhangantenn- ne stammte nicht vom Kurzwellensender Schwar- zenburg, sondern zeigte die Drehstandantenne von Sottens. Es war trotzdem angenehm, dass der kommentierende Museums-Kurator sich nicht auf die sonst üblichen Lobhudeleien und Geschichts- fälschungen rund um den Sender Schwarzenburg einliess.
Dem märchenhaften Gerücht, welches auch heu- te noch gerne von unheimlichen Patrioten und Funk-Amateuren herumgeboten wird, dass der Kurzwellensender Schwarzenburg immer noch be- triebsbereit sei und die abgebrochenen Antennen im Kriegsfall innert weniger Stunden sofort wieder provisorisch aufgestellt werden könnten, ist mit diesem Tag der offenen Türen wohl endgültig der Garaus gemacht worden. Besten Dank!
Videos zum Kurzwellensender sind auch hier zu fin- den www.gigaherz.ch/dokumentationen/videos/
Fotos auf der nächsten Seite.



















































































   11   12   13   14   15