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Gigaherz.ch 92. Rundbrief Seite 4
 Baumschäden unter dem Einfluss
hochfrequenter elektromagnetischer Felder
Gastbeitrag von Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam vom 6. Juni 2015
Anlässlich ärztlicher Hausbesuche bei erkrankten Anwohnern von Mobilfunksendeanlagen fiel ab dem Jahr 2005 auf, dass häufig gleichzeitig mit den Krankheitssymptomen der Menschen auch Veränderungen an den Bäumen im Umkreis (Kro- ne, Blätter, Stamm, Äste, Wachstum) aufgetreten waren. Laub- und Nadelbäume sowie Sträucher aller Arten waren betroffen.
Bei Erkrankungen von Bäumen wird die Diagnose weder durch psychische Einflüsse noch durch Orts- wechsel erschwert. Auswirkungen hochfrequen- ter elektromagnetischer Felder (Radar, Richtfunk, Rundfunk, Fernsehen) auf Pflanzen wurden im Verlauf der letzten 80 Jahre wissenschaftlich nach- gewiesen. Ab 2005 wurde die Wirkung der beim Mobilfunk verwendeten modulierten hochfrequen- ten EMF auf Pflanzen in Laborexperimenten unter- sucht. Mehrere Forschergruppen veröffentlichten Effekte auf Keimung, Wachstum und Zellstoffwech- sel. Über den Gesundheitszustand von Bäumen im Umkreis von Mobilfunksendeanlagen liegen erst wenige Veröffentlichungen vor. Diese weisen auf schädigende Einflüsse hin. Daher wurde zwischen 2007 und 2015 der Zustand von Bäumen an über 600 Mobilfunkstandorten dokumentiert.
Hitze, Frost, Trockenheit, Zusammensetzung, Ver- dichtung und Versiegelung des Bodens, Salzstreu- ung, Luft- und Bodenschadstoffe sowie Schadorganismen beeinflussen die Ge- sundheit der Bäume. Die Möglichkeit, dass hochfrequente elektromagnetische Felder Auswirkungen auf die Gesundheit der Bäu-
me haben, wurde bisher in der Differenti- aldiagnose nicht in Betracht gezogen. Die
bisher berücksichtigten Einflussfaktoren
reichen jedoch für eine plausible Erklärung
der innerhalb der letzten 12 Jahre in ganz Europa aufgetretenen, rasch zunehmenden und teilweise ungewöhnlichen Baumschäden nicht aus.
Die Abstrahlung der Sektorantennen erfolgt in Haupt- und Nebenstrahlen, vertikal und horizon- tal gebündelt. Gebündelte Abstrahlung, Reflexion, Beugung, Streuung, Interferenzen sowie Dämpfung durch Gebäude, Bäume und Berge führen zu einer inhomogenen Hochfrequenz-Feldverteilung.
Folgende Beobachtungen weisen auf einen kau- salen Zusammenhang zwischen Hochfrequenz- Immissionen und Baumschäden hin:
1. Im Strahlungsfeld aller aufgesuchten Mobil- funksendeanlagen wurden jeweils zahlreiche Gehölzschäden beobachtet.
2. Die Schäden traten in zeitlichem Zusammen- hang mit Inbetriebnahmen von Mobilfunksen- deanlagen auf.
3. Es sind Gehölze (Laub- und Nadelbäume sowie Sträucher) aller Arten betroffen.
4. Im Funkschatten von Gebäuden, anderen Bäu- men oder Bergen hingegen wurden zum glei- chen Zeitpunkt, oft in wenigen Metern Ent- fernung, gesunde Bäume vorgefunden. Sie müssten auch unter Luftschadstoffen, Ozonbe- lastung oder Klimawandel leiden, wenn diese an dem jeweiligen Standort die Ursache für die Schädigungen wären. Der renommierte Fach- mann für Baum- und Naturschutz, Dipl. hort. Dr. phil. nat. Aloys Bernatzky, Pionier der Stadt- ökologie, hatte dieses Phänomen bereits in den 80er Jahren beobachtet. In seinem Lehrbuch „Baumkunde und Baumpflege“, Bernhard Tha- lacker Verlag, 1994, 5. erweiterte Auflage, ver- öffentlichte er die folgende Zeichnung:
 5. Es sind auf offener Fläche stehende Bäume in Gärten und Parks sowie an Seen und Flüssen (abschnittsweise) betroffen. Bodenverdichtung, Bodenversiegelung. Schadstoffbelastung, Salz- streuung oder Trockenheit können diese Schä- den an solchen Standorten nicht erklären.
6. Bäume in Alleen und Reihen sind häufig unter- schiedlich stark geschädigt. Die unterschiedli-
















































































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