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Gigaherz.ch 89. Rundbrief Seite 10
 vergeudet werden.
Schoeni und Kollegen (mit Martin Röösli) trugen die Ergebnisse einer Studie zur Wirkung der nächtlichen Nutzung von Mobiltelefonen auf die Gesundheit und die Hirnfunktion (Kognition) bei Heranwachsenden vor. Sie schlossen daraus, dass die Gesundheit litt, aber die kognitiven Funktionen unbeeinflusst blie- ben. Mich stellten die Studie und die von den Auto- ren daraus gezogenen Schlussfolgerungen vor zwei große Probleme.
Erstens behaupteten die Autoren, dass die beobach- teten schädlichen Wirkungen nicht durch Strahlung verursacht wurden. Wie ist so eine Schlussfolgerung möglich, wenn es keine Kontrollgruppe gab, die in der Nacht z.B. aufgeweckt wurde (Schlafunterbre- chung), zwar nicht über das Mobiltelefon, sondern z.B. von einer Person? Was ja bedeuten würde, dass sie keiner Strahlung ausgesetzt waren. Schoenis Studie hatte aber keinerlei Voraussetzung zu be- stimmen, ob Strahlung eine Rolle spielte oder nicht, weil es eben keine entsprechende Kontrolle gab. Die Autoren kommen zu ei-
Die Information über ihre Nutzung von Mobil- und Schnurlostelefonen erhielt man von den Eltern. Es macht mir zu schaffen, wie Eltern zuverlässig die Nutzung der Telefone bei ihren Kindern abschätzen konnten. Ganz sicher muss dieser Weg Informati- onen zu sammeln, zu einer Unmasse von falschen Klassifikationen führen.
Die Ergebnisse der Studie zeigten nichts. Und der letzte Satz im Abstrakt war: „Die jetzigen Ergebnisse sind nicht vereinbar mit unseren früheren Ergebnis- sen zur Kognition und Mobiltelefonnutzung bei Her- anwachsenden.“
Richtig, wenn eine Studie klein ist und keine verläss- lichen Expositionsdaten zur Verfügung hat, wie die- se, dann ist es kein Wunder, dass Ergebnisse einer früheren Studie mit einer ebenfalls geringen Fallzahl an Kindern und ebenfalls fehlenden Expositionsda- ten nicht bestätigt wurden.
Studien wie die von Schoeni et al. und Redmayne et al. sind Beispiele für schlechtes Studiendesign, wo- durch Zeit und Geld verschwendet wird, ohne dass
ner Schlussfolgerung, die nicht von den Daten unterstützt wird.
Genauso gut kann man eine Münze werfen, dies geht viel schneller und ist billiger.
D. Leszczinsky
brauchbare Daten, die Schlussfolgerungen erlauben, zustande kommen. Wegen der genetischen und um- weltspezifischen Unter-
Zweitens war die Grup-
pe mit 439 Jugendli-
chen sehr klein. Ich wette, dass eine andere Studie mit 439 Jugendlichen aus verschiedenen Schulen, Städten oder Ländern höchstwahrscheinlich zu ganz anderen Ergebnissen führt. Die Anzahl der Proban- den in der experimentellen Gruppe ist viel zu nied- rig, um zu Schlussfolgerungen zu kommen, die – mit einiger Sicherheit – verallgemeinert und für alle Ju- gendlichen gelten könnten.
schiede (Lebensgewohnheiten) zwischen den Studi- enteilnehmern ist eine höhere Zahl an Probanden erforderlich, um auch geringe Wirkungen entdecken und zuverlässig bestimmen zu können. Dies sind nur einige ad hoc Beispiele des Problems.
Wie ist es möglich, dass erfahrene Wissenschaftler, die als prominente Experten in der EMF-Forschung gelten, an der Gestaltung und Ausführung solch nutzloser und unwirtschaftlicher Studien mitwirken?
In Bezug auf die Schweizer Realität können wir Leszczinskys Frage beantworten:
Die Mobilfunkbetreiber Swisscom, Sunrise und Orange bezahlten im Februar 2012 eine Milliarde Franken an sogenannten Konzessionsgebühren in die Staatskasse. Als Gegenleistung sind seither Dr. Röösli und sein Swiss Tropical and Health Institut in Zusammenarbeit mit der Uni Basel unablässig und mit grossem Effort als offizielle Verharmlosungs- Beauftragte der Landesregierung tätig.
Den Bericht von Lesczinsky finden Sie unter www. pandora-stiftung.eu/downloads/bioem2014-re- port-_-de-22-07-2014.pdf.
Was ist dann der praktische Nutzen dieser kleinen Studie? Gar keiner, außer dass ein Student eine Ar- beit erledigte und ein Konferenzvortrag erstellt wur- de. Wäre ich dieser Student, wäre ich jedoch sehr enttäuscht, dass mir mein Vorgesetzter ein Projekt gegeben hat, das von Anfang an so angelegt war, dass nichts herauskommen konnte.
Dass dies die nackte Wahrhei ist, beweist die Prä- sentation von Redmayne et al.
Redmayne et al. (mit Rodney Croft) berichteten über Nutzung von Mobiltelefonen durch australische Kin- der und die Wirkung auf ihre Hirnfunktion (Kogniti- on). Das Studiendesign ist in höchstem Maße dürftig.
Die experimentelle Gruppe war mit 619 Kinder klein.











































































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