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Gigaherz.ch 88. Rundbrief Seite 15
 Salzburg: Strombarone und ihre Experten in „Lebensgefahr“ ?
von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg, 10.6.2014
Zu der 113 km langen 380‘000Volt Höchstspan- nungsleitung von Kaprun bis St.Peter am Hall wur- den über 10‘000 Einsprachen eingereicht. Für die Verhandlungen mit den Einsprechenden wurden vom 2. bis 5. Juni volle 4 Tage angesetzt. Um allen Betroffenen einen Sitzplatz zu garantieren, musste die Salzburg-Arena angemietet werden.
Tumultartige Szenen
Gleich zu Beginn kam es zu tumultartigen Szenen, weil den Einsprechenden nicht die gleichen Rech- te, das heisst, nicht dieselben technischen Einrich- tungen (Mikrophone usw.) zugestanden wurden wie den Projektverfechtern. Ausserdem sollte den Einsprechenden die Redezeit eingeschränkt und Applaus verboten werden. Der Präsident der IG Erdkabel, Theodor Seebacher, wusste sich jedoch zu wehren. Nicht stattgegeben wurde allerdings den Ablehnungsanträgen gegen die Verhandlungs- leitung, gegen einen Amtssachverständigen und ei- nen Gutachter.
Die Projektverfechter und ihre Experten wurden mehrmals ausgebuht und die Verhandlungsleiterin, Eva Hofbauer, Juristin des Landes Salzburg, hatte oft Mühe die Ordnung wieder herzustellen. Bei Gi- gaherz alles schon einmal dagewesen. Siehe unter: www.gigaherz.ch/laengenberg- hochspannungsleitung-kommt-vor-bundes- verwaltungsgericht/
Umweltanwalt Wolfgang Wiener hat gegenüber der Verhandlungsleitung vergeb- lich beantragt, den Gutachter Manfred Neuberger wegen fachlicher Unfähigkeit abzu- setzen. Das Gutachten des Wiener Universitätsprofes- sors enthalte keine nachvoll- ziehbaren Antworten. Wie- ner und die Bürgerinitiativen forderten an Stelle von Neu- berger den Umweltmediziner des Landes Salzburg, Dr. Gerd Oberfeld wieder einzusetzen, dessen kritische Arbeiten nicht berücksichtigt worden waren (Quelle: Salzburger Nachrichten vom 6.6.2014).
Im Vorfeld der Verhandlungen hatte die Bürgerini- tiative IG Erdkabel die NIS-Fachstelle von Gigaherz gebeten, zu den Umweltverträglichkeitsgutachten und Umweltverträglichkeitserklärungen der Ex- perten von Austrian Power Grid (APG) schriftlich Stellung zu nehmen, um diesen nicht schutz- und machtlos ausgeliefert zu sein. Gigaherz hat den Teil der elektromagnetischen Strahlenbelastung der 1000seitigen Gutachten genau untersucht.
Kurze Zusammenfassung der Gigaherz-Kritik:
Den Anwohnern der Leitung wurde von den Projek- tierenden versprochen, das Leitungstrassee werde so geführt, dass die Grenzwerte der Schweizeri- schen Verordnung über Nichtionisierende Strahlung (NISV) mit maximalen Magnetfeldwerten von 1 Mi- krotesla eingehalten würden. Die Interpretationen der Schweizer NISV durch die APG-Gutachter lies- sen jedoch allerhand Zweifel darüber entstehen, ob sie diese Verordnung überhaupt jemals gelesen hatten.
Eine lange Reihe von Falschbeurteilungen
So wurde im humanmedizinischen Gutachten er- klärt, dieser Grenzwert sei nur für Kinder und nicht für die Allgemeinbevölkerung gedacht.
Ein anderer behauptete, der 1-Mikrotesla Wert sei ein 24-Stunden Mittelwert, was wohl für Ei- senbahnlinien zutrifft, niemals aber für Hochspan- nungsleitungen. Hier gilt, dass dieser Wert an allen
Orten empfindlicher Nutzung zu jeder Zeit eingehalten wer- den muss.
Eine beliebte Verharmlosung bestand darin zu behaupten, die Schweizer NISV nehme als massgebenden Strom für die Berechnung des Magnet- feldes einen Betriebsstrom, der nur 60% des Stromes be- trage, den eine Leitung füh- ren könne ohne Schaden zu nehmen. Diese Aussage ist falsch: in der Schweizer NISV wird mit dem maximal mögli- chen Grenzstrom gerechnet. Mit dieser Behauptung hat die APG ein Magnetfeld von weniger als 1 Mikrotesla be-
 


















































































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