Page 9 - 86. Rundbrief
P. 9

Gigaherz.ch 86. Rundbrief Seite 9
Lästige Grenzwerte und lästige Einsprecher eliminieren?
Wie sich Gesundbeter aus der Wissenschaft und Wirtschaftsgiganten wegen angeblicher gesetzlicher Hürden in die Haare geraten. Siehe Neue Zürcher Zeitung NZZ vom 3.12.2013
von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg, 13.12.2013
 Krokodilstränen wegen armen Mobilfunkbetreibern
In der Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung vom 3. Dezember vergiesst der 44-jährige Deutsche Wirt- schaftsjournalist Matthias Müller Krokodilstränen da- rüber, welch dicke Knüppel die Schweizer Behörden mittels unnötigen Regulierungen den armen Mobil- funkbetreibern zwischen die Beine werfen würden. Matthias Müller beruft sich dabei auf eine Studie des Beratungsunternehmens Ecosens, in welcher be- hauptet wird, dass Mobilfunknetze in der Schweiz 45 bis 120% teurer zu stehen kämen als in den Nachbar- ländern. Schuld daran seien in erster Linie die viel zu strengen Strahlungsgrenzwerte, die in der Schweiz 10mal tiefer als im EU-Raum angesetzt seien.
Mobilfunk-Grenzwerte in der Schweiz
Die angeblich 10 mal strengeren Strahlungsgrenzwer- te in der Schweiz, auch Anlage-Grenzwerte genannt, gelten ausschliesslich nur in Innenräumen, wie Schlaf- zimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer, Krankenzim- mer und Innen-Arbeitsplätzen, sofern diese mindes- tens 2.2Stunden pro Tag belegt sind.
Herr Matthias Müller, wissen Sie auch warum diese Orte so genau definiert werden? Ist doch ganz einfach: Nämlich weil an diesen Orten die Strahlung aus rein physikalischen Gründen, das heisst, infolge der Ge- bäudedämpfung (Betondecken) und/oder infolge der Abweichung zur vertikalen Senderichtung ganz von selbst auf die dem Volk als Geschenk vorgeflunkerten 10% zurückgehen. Aussen, dort wo Gebäudedämp- fung und Abweichung zur vertikalen Senderichtung wegfallen, gelten dann auch in der Schweiz plötzlich wieder die selben Grenzerte wie im Ausland. Bauern, Gärtner, Bauarbeiter, Zimmerleute, Dachdecker, Ka- minfeger usw. haben plötzlich kein Anrecht mehr auf die wunderbaren Schweizer Grenzwerte. Diese Perso- nen sind dann wieder den Ausländern gleichgestellt.
Mit diesem üblen Behörden-Trick ist es sogar möglich, in der Schweiz wesentlich stärkere Sendeanlagen als im EU-Raum zu bauen. Sie werden im Ausland kaum so hohe Sendeleistungen wie in der Schweiz antref- fen. 3000 bis 5000Watt ERP pro Sektorantenne sind hierzulande längst keine Seltenheit mehr. Standortda- tenblätter können wir Ihnen jederzeit liefern.
Volksbetrüger einigt euch!
Beglückte uns doch da kürzlich der Leiter des Swiss Tropic and Health-Institutes der UNI Basel gleich mit mehreren Studien darüber, wie harmlos doch Mobil- funkstrahlung sei. In der Stadt Basel betrage die Be- lastung für den Durchschnittsbürger oder die Durch- schnittsbürgerin nur gerade 0.16V/m (Volt pro Meter). Und bei dieser absolut schwachen Belastung seien
Gesundheitsschäden völlig auszuschliessen. Darüber wurde sogar eine Doktorarbeit geschrieben. Sehen Sie dazu http://www.gigaherz.ch/1946 und http:// www.gigaherz.ch/1774.
Was gilt jetzt? Wäre die Durchschnittsbelastung in der Stadt mit der grössten Senderdichte tatsächlich nur 0.16V/m, wäre das doch 31 mal tiefer als der schöne Schweizer Grenzwert von 5V/m. Und Faktor 31, in V/m gemessen, heisst nichts mehr und nichts weniger als dass in dieser Stadt 961mal mehr Mobilfunkanten- nen gebaut werden dürften als bisher. Wer lügt jetz besser, Ecosens oder das TPH der UNI Basel?
Beschränkung der Einsprachen
Zum Schluss lässt Matthias Müller in der NZZ die Katze dann noch aus dem Sack: Es sei eigentlich die hohe Zahl an Baueinsprachen und Baubeschwerden, verursacht durch die gesetzlichen Möglichkeiten, die sich Einsprechergruppen böten, so dass sich ju- ristische Verfahren oft 3-5 Jahre hinziehen würden, bevor nur eine Baubewilligung erteilt werde. Das sei eine unnötige Bremse für den LTE-Ausbau. Da die Mobilfunkanbieter wegen des hohen Datenvolumens (Verdoppelung innerhalb eines Jahres) in die neue Mobilfunkgeneration 4G/LTE investieren müssen, rei- chen die bestehenden Basisstationen (Antennen) bei Weitem nicht aus. Neben der Aufrüstung bestehen- der Stationen könne angeblich nur 1/3 der Nachfrage bewältigt werden.
Ergo müsse man die elende Einsprecherei jetzt rigo- ros einschränken. „Die drei Mobilfunkbetreiber, das Forum Mobil sowie der Schweizerische Verband der Telekommunikation (Asut), fordern deshalb, den Bau von Mobilfunkanlagen zu überdenken und zu erleich- tern – auch punkto Grenzwerte. Sie regen deshalb einen runden Tisch für die Diskussion über diese The- men an.“
Der Schreiner, der einen dermassen runden Tisch zu Stande bringt, muss wohl noch gesucht werden. Es ist ja kaum anzunehmen, dass auch die Schutzorganisa- tionen Elektrosmog-Betroffener eingeladen werden. Und bei diesem heiklen Thema die Rechte der Bevöl- kerung einschränken zu wollen, könnte den Landes- frieden ernsthaft gefährden.
Übrigens: Im Jahr 2013 wurden landesweit wieder- um 55 neue Einsprechergruppen gegen den Bau von Mobilfunkantennen von der NIS-Fachstelle von Gi- gaherz technisch und juristisch beraten und teilwei- se bis ans Bundesgericht begleitet. In den letzten 12 Jahren waren es insgsamt etwas über 700.
Siehe auch Seite 8.















































































   7   8   9   10   11