Page 13 - 85. Rundbrief
P. 13

Gigaherz.ch 85. Rundbrief - 3. Quartal 2013 Seite 13
 30 Minuten oder 30 Jahre?
2 Studien zum Aufenthalt unter Hochspannungsleitungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten
Von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg, 2.9.2013
Schule unter Hochspannungleitung in China
In China wurden zwei durch eine Hochspan- nungsleitung mit elektromagnetischen Feldern sehr unterschiedlich belastete öffentliche Grund- schulen untersucht, Hung et al in PLoS One 2013. Untersucht wurden insgesamt 427 Schüler/Innen im Alter von 9-13 Jahren. In der unbelasteten Schule war die 500kV-Hochspannungsleitung 4km entfernt und die mittlere Belastung durch deren Magnetfeld betrug im Wohnumfeld der Schüler/Innen 0.028Mikrotesla. In der belasteten Schule war die Hochspannungsleitung 94m entfernt und die mittlere Belastung durch deren Magnetfeld betrug im Wohnumfeld der Schüler/ Innen 0.2Mikrotesla, das heisst, gut 7mal mehr.
Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler lautete, dass ein Langzeitaufenthalt bereits in diesen schwachen Magnetfeldern bei Kindern einen ne- gativen Einfluss auf das neurologisch bedingte Verhalten haben kann. Das neurologisch beding- te Verhalten wurde mit Merkfähigkeits-Tests, Reaktionszeit-Tests, Zahlen/Symbol-Tests und Zielgerichtetheit-Tests fest-
Mikrotesla und 3.5V/m erzeugt. Dabei wurden angeblich keine Veränderungen in der Herzfre- quenz, Herzfrequenzvariabilität (EKG) und in der Atemfrequenz festgestellt. Auch die Befragung punkto Herzklopfen, Juckreiz, Wärme und Kopf- schmerzen habe nichts ergeben. Die Autoren ka- men zum Schluss, dass in dieser Doppelblind- Studie weder bei Jugendlichen noch bei Erwach- senen ein Einfluss auf die untersuchten Variablen festgestellt werden konnten.
Kommentar von Gigaherz
Die Studie weist gravierende Mängel auf. Pro- banden, die aussagten, dass sie unter elektro- magnetischen Feldern leiden, wurden nach An- gaben der Autoren von den Versuchen ausge- schlossen. Dann handelt es sich bei den Proban- den nicht um Kinder, sondern mit über 13 Jahren körperlich bereits um junge Erwachsene.
Dann handelt es sich nicht um reale Bedingungen eines Lebens unter einer Hochspannungsleitung. An ein Magnetfeld von 12.5 Mikrotesla ist nicht ein elektrisches Feld von nur 3.5V/m gekoppelt,
gehalten. Da nur für 2 der 4 Tests eine genügende statisti- sche Signifikanz erreicht wur- de, empfehlen die beteiligten Wissenschaftler weitere Stu- dien in dieser Richtung.
Frage von Gigaherz
Eine Befeldung von 32 Minuten sagt überhaupt nichts aus zu möglichen Herz-Kreislauf- erkrankungen und noch viel weniger zu Tumorbildung
sondern ein solches von mindestens 600V/m. Zu- dem erlitten die Probanden lediglich eine Befeldung im Kopfbereich anstatt im Ganzkörperbereich. Dann ist es äusserst fragwürdig, ob ein hochempfindliches
Wie wäre es mit einer Studie in einem der am dichtesten besiedelten Ländern Europas, zum Beispiel in der Schweiz, wo die Magnetfelder be- nachbarter Hochspannungsleitungen nicht nur 0.2, sondern oft 2 Mikrotesla betragen?
Unzulängliches Studiendesign in Südkorea
In Südkorea wurde untersucht, ob Menschen Magnetfelder von Hochspannungsleitungen überhaupt wahrnehmen können, Kim et al in En- viron Health 2013. Es wurden 2 Gruppen mit 30 freiwilligen Erwachsenen und 30 Jugendlichen ab 13 Jahren gebildet. Den Probanden wurde im Kopfbereich während 32 Minuten ein niederfre- quentes elektromagnetisches Feld von 12.5
Erfassungsgerät für ein EKG bei 12.5Mikrotesla überhaupt noch funktionstüchtig ist. Es wird ver- mutet dass ein EKG nur vor und nach, aber nicht während der Befeldung erfolgt ist.
Und das Allerschlimmste ist wohl die Kurzzeitbe- feldung von lediglich 32 Minuten. Hunderttau- sende von Menschen leben nicht nur 32 Minuten im Magnetfeld einer Hochspannungsleitung, son- dern 32 Jahre und mehr. Tumore haben eine La- tenzzeit von 5-15 Jahren. Nur bei Kinderleukämie geht es viel schneller.
Mehr über Hochspannungsleitungen und Krebs unter http://www.gigaherz.ch/1659














































































   11   12   13   14   15