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Gigaherz.ch 81. Rundbrief Seite 8
 Dass die Besitzer von Firmenverträgen, die das Mobiltelefon erfahrungsgemäß am stärksten nutzen, in die Gruppe der Nichtex- ponierten eingeordnet werden, führt zu ei- ner Missklassifikation der Kontrollgruppe, mit der die Gruppe der Exponierten vergli- chen wird. Auf diese Weise wird die Strah- lenbelastung in der angeblich nicht exponier- ten Kontrollgruppe erhöht und gleichzeitig wird ihr Abstand zur exponierten Gruppe vermindert. Aufgrund dieses methodischen Fehlers wird das Hirntumorrisiko der expo- nierten Gruppe gesenkt und das Ergebnis der Studie verfälscht.
Weitere Mängel bestehen darin, dass im Ge- gensatz zu Fall-Kontrollstudien keine Anga- ben darüber
vorliegen, wel-
in der ersten Publikation 2006 fest, dass un- ter Berücksichtigung der berechneten engen Vertrauensintervalle ein deutlicher Zusam- menhang zwischen Krebsrisiko und Mobil- funknutzung ausgeschlossen werden könne. Eine solche Aussage erscheint geradezu ab- surd, weil eine Langzeitnutzung, die als Vor- aussetzung dafür erforderlich ist, zu diesem Zeitpunkt nicht vorliegt.
Die Organisatoren der Studie versuchen die Rolle, die die internationale Telekommunika- tionsindustrie bei der Planung, Durchführung und Finanzierung gespielt hat, zu verschlei- ern. Dabei kann bei Berücksichtigung der vorliegenden Dokumente kein Zweifel beste- hen, dass diese im Hintergrund entscheidend
mitgewirkt und wohl auch ihren Einfluss bei der Verbreitung der Ergebnisse gel- tend gemacht hat.
Wissenschaftliche Bedeutungslosigkeit
Trotzdem wurden die Ergebnisse der Däni- schen Kohortenstudie von den Medien zu der frohen Botschaft aufgewertet, dass die Mobilfunkstrahlung und damit die Nutzung von Mobiltelefonen unbedenklich seien. Von Industrie und Politik wurde der Eindruck er- weckt, dass mit dieser größten aller Studien, noch dazu einer Kohortenstudie, endgültig die erforderliche Sicherheit geschaffen ist, um auf präventivmedizinische Maßnahmen zu verzichten.
Dariusz Leszczynski, Professor bei der Radia- tion and Nuclear Safety Authority in Finn- land, hat die Herausgeber des British Medical Journal öffentlich aufgefordert, die Publikati- on von Frei et al. aus ihrer Fachzeitschrift zurückzunehmen, weil die darin mitgeteilten Ergebnisse der Dänischen Kohortenstudie wissenschaftlichen Standards nicht annä- hernd genügten.
Leicht gekürzte Fassung; den vollständigen Artikel von Prof. Adelkofer samt den Quel- lenangaben finden Sie auf www.gigaherz.ch/1804
che Seite des
Kopfes beim
Telefonieren
benutzt wurde.
Unberücksich-
tigt bleibt auch die Tatsache, dass es keiner- lei Information über die zusätzliche Nutzung von Schnurlostelefonen gibt, deren Schädi- gungspotenzial mit dem von Mobiltelefonen durchaus vergleichbar ist. Ein unlösbares Problem besteht darin, dass die Entwicklung von Hirntumoren an die 10 bis 40 Jahre be- nötigt. Da aber nur bei sehr wenigen Ver- tragsunterzeichnern bis zum Abschluss der Studie eine Nutzungsdauer von 10 Jahren erreicht wurde, erscheint es schon deshalb fraglich, ob in der Studie insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen der Missklas- sifikation überhaupt ein Anstieg des Hirntu- morrisikos erwartet werden kann.
Vorausgeplantes Resultat?
Zum Schluss ihrer Analyse stellen sich Sö- derqvist und Kollegen die Frage, ob die Däni- sche Kohortenstudie nicht von vornherein so angelegt wurde, dass ein erhöhtes Hirntu- morrisiko durch Nutzung von Mobiltelefonen gar nicht gefunden werden konnte. Neben Art und Weise, wie die Studie geplant und durchgeführt wurde, legt dies steht dafür:
Die Organisatoren der Studie stellten bereits
In Dänemark haben die Tumoren des Gehirns und des zentralen Nervensystems von 2001 bis 2010 bei Männern um 40%
und bei Frauen um 29% ugenommen.
 












































































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