Page 14 - 80. Rundbrief
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Gigaherz 80. Rundbrief Seite 14
 Global - fatal
Schweizer Mobilfunk-Zentralen sind die abhörsichersten der Welt. Hier wird so sicher wie nirgendwo auf der Welt abgehört.
von Hans-U. Jakob, 18.5.2012 und 26.5.2012
Zur Technologie
Eine Handy-Verbindung, gleich welcher Art, geht nie direkt von Handy zu Handy. Wenn Anna mit der Berta handysieren will, geht der Ruf von Anna zuerst an eine Zentrale, der Rechner dort findet dann heraus in welchem Einflussbereich der 16‘000 Antennen (Basisstationen) der Schweiz sich die Berta gerade aufhält. Erst dann ruft die Zentrale Berta auf und stellt das Ge- spräch, das SMS oder die e-Mail zu Berta durch.
Zentralen offshored
Nun hat die Firma Alcatel-Lucent, welche die Mobilfunk-
netze von Sunrise und Orange baut, betreibt und unterhält
ihre Zentralen schon lange in das billigste aller Billiglohn-
länder ausgelagert (neudeutsch=offshored), nämlich nach
Rumänien. Das geht zumindest aus einem Schreiben von
Orange vom 20. April 2012 an den Regierungsrat des
Kantons Aargau hervor, welches der Redaktion Gigaherz,
zusammen mit übereinstimmenden Zeugenaussagen vor-
liegt. Und Indizien weisen darauf hin, dass sich die Swisscom-Zentrale in einem weiteren Bil- liglohnland befindet, nämlich in Indien. Im Zeitalter von interkontinentalen Glasfaser- oder Sa- tellitenleitungen überhaupt kein technisches Problem. Elektrische Impulse legen ja bekannt- lich 300‘000km in der Sekunde zurück.
Datenspeicherung auf Vorrat
Die Telefongesellschaften sind vom Bundesrat aus Staatsschutzgründen, zur Verbrechens- bekämpfung und nicht zuletzt für die politische Bespitzelung dazu verpflichtet worden, sämtli- che Telefonverbindungsdaten, SMS- und e-Mail-Inhalte für mindestens 6 Monate zu spei- chern. Leider hat der Bundesrat vergessen zu bestimmen, wo sich die Speichermedien für diese sogenannte Vorratsdatenspeicherung genau befinden müssen.
Alles Gewünschte zum Nachttarif
Während zur Zeit Bundesrat und Parlament wieder darüber diskutieren, wie die Telefonüber- wachung in einem neuen Gesetz verankert werden soll, das heisst, wer wen und warum ab- hören darf und welche richterliche Behörde auf wessen Antrag hin eine Überwachung zuerst genehmigen muss, besteht für jeden Geheimdienst und für jedes Verbrechersyndikat der Welt die Möglichkeit, sich alle nur wünschbaren Informationen im Billiglohnland Rumänien zum Billigtarif zu beschaffen. Es soll doch niemand behaupten, dass rumänische Techniker und Operatoren, die für Monatslöhne um die 400 Franken arbeiten müssen, nicht empfäng- lich dafür sind, ihr lausiges Monatsgehalt mit ein oder zwei Hunderternoten aufzubessern. Apropos Monatslohn von Fr. 400.-: in der Schweiz müsste Alcatel-Lucent für die selbe Dienstleistung im Schnitt etwa Fr. 10‘000 rechnen. Das macht bei 100 Angestellten schon einen Unterschied von 960‘000 Franken pro Monat oder 11.5 Millionen im Jahr.
Seriöseste Firma mit absolut zuverlässigen Leuten
Im Schreiben an den Regierungsrat des Kantons Aargau verwahrt sich Orange zwar vehe-
 












































































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