Page 14 - 72.Rundbrief
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Zum Gedenken an Philippe Hug, 29.4.1956 – 22.4.2010
Der unermüdliche Kämpfer gegen die krankmachende Mobilfunkstrahlung und für eine lebenswerte Welt ist nicht mehr unter uns. Am 22. April 2010 hat seine Seele unerwartet früh, wenige Tage vor der Vollendung des 54. Altersjahrs, den irdischen Leib verlassen. Seine letzten sieben Lebensjahre hatte er der selbst gewählten Aufgabe gewidmet, das Bewusstsein seiner französischsprachigen Mitbürger über die schleichende Zerstörung des Lebens durch das stete Anwachsen der elek- tromagnetischen Strahlung zu fördern.
Philippes temperamentvolle Alarmrufe entsprangen seinem unmittelbaren leidvollen Erleben. Vor sechs Jahren musste er das erste Mal fliehen, weil im nahen Kirchturm seines waadtländischen Dorfes Mobilfunkantennen installiert worden waren.
In einem andern Dorf an der Landesgrenze zu Frankreich fand er eine Wohnung mit sehr wenig Strahlung. Er erholte sich zusehends. Doch einige Monate später wurde auf der nahen Turnhalle der erste Sendemast im Dorf errichtet. Von einem Tag auf den anderen setzten die bekannten Beschwerden wieder ein. Eine aufwändige, gemeinschaftlich montierte Abschirmung seiner Wohnung brachte Erleichterung, konnte aber das Unabwendbare nur hinauszögern: Nach einem Jahr verliess er auch diesen Ort, nachdem in den Nachbarwohnungen zunehmend installierte DECT- Funktelefone und WLAN-Anlagen eine weitere Verstärkung seiner Symptome be- wirkten.
Bild: Philippe Hug
kehr mit anderen Betroffenen, mit interessierten Ärzten, mit Rechtsanwälten wegen strahlungsbedingten Gerichtsfällen; die Arbeit für den von ihm gegründeten Verein, die ARA – Association Romande pour la non-prolifération d'Antennes émettrices, dont de téléphonie mobile, und manches andere.
Vor zwei Jahren jedoch war es mit der Strahlungsruhe plötzlich zu Ende: In der Nachbarwohnung begann während einzelner Tageszeiten, zuweilen auch nachts, das “mobile Internet“ zu senden. Die Beschwerden kamen zurück, stärker denn je: Die Schmerzen, die organischen Funktionsstörungen, die Gedächtnis- und Konzen- trationsstörungen, die depressiven Stimmungen, massiv gestörter Schlaf. etc... Dazwischen gab es eine relativ ruhige Phase; die Nachbarin war während Monaten abwesend. Fahrten in die verstrahlten Städte waren zwar weiterhin und zunehmend eine Qual, aber zu Hause konnte Philippe in dieser Zeit wieder besser arbeiten. Wissenschaftler waren ihm dankbar für seine Übersichten und Auswertungen von Studien – die Ergebnisse mühevoller Literatursucharbeit.
 In einem abgelegenen Weiler derselben Gemeinde fand Philippe Hug seine dritte Wohnung, weitab von allen An- tennen. Und das Leben kehrte zurück! Er schöpfte wieder Hoffnung, konnte die aufreibende Arbeit immer besser be- wältigen: Das Sichten zahlloser wissenschaftlicher Studien über Strahlungseffekte und der rege Austausch innerhalb einer weltweiten Gemeinschaft unabhängiger Wissen- schaftler; die oftmals frustrierende Korrespondenz mit Ver- antwortlichen in Behörden und Organisationen; der Ver-
 

























































































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