Page 8 - 72.Rundbrief-korrigiert
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• oder wenn sie versuchen, ihren Wohnungsnachbarn dazu zu bringen, gemein- sam eine funkfreie Lösung für sein Schnurlostelefon oder seinen W-LAN- Router zu finden
• oder wenn sie eine Krankenhauseinweisung verweigern müssen, da sich auf dem Dach des Krankenhauses ein Funkmast befindet.
Oft sind diese Patienten, die zu mir kommen, sehr tief gefallen:
So mussten sie als Funksensible einschneidende Veränderungen in ihrem Lebens- bereich in Kauf nehmen, um ihre Beschwerden abzumildern:
• Das Schlafzimmer wird vom letzten Geld abgeschirmt oder an einem funkär- meren Bereich innerhalb der Wohnung neu eingerichtet,
• oft muss der Schlafbereich in den Keller verlegt werden,
• manchmal ist Schlaf nur noch im Gartenhaus möglich,
• sogar nur im Auto oder Wohnwagen ganzjährig, an einer unbelasteten Stelle
im Wald
• viele meiner Patienten sind unzählige Male umgezogen, weil sie die Funk-
belastung immer wieder einholte.
Diejenigen, welche die häusliche Funkbelastung nicht verringern können, halten sich die meiste Zeit - auch am Tag!- unter ihrem Baldachin auf (wohlgemerkt, innerhalb ca. 2 Quadratmetern!) oder sie flüchten in die meist noch weniger belastete Natur, fernab von jeder Zivilisation, um sich dort für kurze Zeit so zu spüren, wie es für sie einmal selbstverständlich war. Jeder Gang für alltägliche Besorgungen muss von den Funksensiblen genau geplant werden, um die Krankheitsauswirkungen durch den unvermeidlichen Kontakt mit Handystrahlen durch Mitmenschen oder Funkmasten so gering wie möglich zu halten.
Diese Strahlensensiblen leben isoliert und ausgegrenzt vom üblichen gesellschaftli- chen Leben. Sie sind nicht nur arbeitslos und verarmt, sie werden manchmal selbst von ihren Familienmitgliedern oder Freunden nicht ernst genommen und zusätzlich nehmen ihnen die zunehmenden Krankheitssymptome, angesichts der wachsenden Hochfrequenzbelastung, allmählich allen Mut und jede Zuversicht, jemals wieder ein qualitativ gutes Leben führen zu können. Viele wirken sehr verzweifelt, etliche geben zu, schon an Selbstmord gedacht zu haben. Eine ältere, verzweifelte Patientin hat sich letztes Jahr mit Benzin übergossen und ist verbrannt.
Es ist nicht leicht, all dieses Leid als begleitende Ärztin auszuhalten. Denn die krank- machende Ursache, die Mobilfunkstrahlung zu reduzieren oder gar abzustellen, ist in den meisten Fällen nicht zu erreichen, zu flächendeckend ist die Versorgung mit allen Vorrichtungen der drahtlosen Kommunikationstechnik, die -auch durch Ihre Entscheidungen - immer weiter ausgebaut wird.
Sie werden verstehen, dass angesichts der oben dargelegten Schicksale ich nicht umhinkomme, mich an Sie zu wenden, insbesondere, nachdem ich in der "Frank- furter Allgemeine" das Interview gelesen hatte, das Sie kürzlich mit der Nachrichten- agentur APD führten. Bei der Lektüre entstand bei mir der Eindruck, dass Ihnen die Auswirkungen, welche durch Ihr Vorhaben zwangsläufig auf "der anderen Seite" ent- stehen werden, offensichtlich völlig unbekannt sein müssen.



















































































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