Page 6 - 65.Rundbrief
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Der Gigaherz-Jakob blieb in der Folge schön brav zu Hause und harrte zusammen mit den Anwohnern des Senders der ernsthaften Dinge, die da offenbar ganz ohne ihn kommen sollen. Doch dem Dr. Joller schien die Lust am Ernst ganz ernsthaft vergangen zu sein. Er tat nämlich in seinem tiefen Ernst gar nichts. Einmal abgesehen von dem Schwarzpeterspiel zwischen dem Kanton Luzern und dem BUWAL, welche sich gegenseitig die Verantwortung für den Sender in die Schuhe schoben, passierte 5 Jahre lang gar nichts.
Ein Wink vom Himmel
Das änderte sich erst mit einem ganz ernsthaften Wink von allerhöchster Stelle, den zu ignorieren es nicht mehr möglich war. Ein gewaltiger Blitzschlag in den Sendeturm zerschmet- terte den grossen 650kW-Sender und es musste auf den 180kW-Reservesender umgeschaltet werden.
Der Ersatz des beschädigten Senders hätte eine Millionen-Investition zur Folge gehabt und die Swisscom-Broadcast als Senderbetreiberin reichte wohl oder übel ein Gesuch, um eine Aus- nahmebewilligung für einen Sendebetrieb mit massiv überschrittenen Grenzwerten bis zum Jahre 2015 ein, um diese grossen Investitionen, die nötig waren, abzusichern. Denn seit Februar 2000 war die neue Verordnung des Bundesrates über Nichtionisierende Strahlung, NISV in Kraft, in welche die alte Sendeleistung von 650kW nicht mehr hineinpasste. Sowohl die Messungen von Swisscom, wie diejenigen von Gigaherz, zeigten Grenzwertüberschreitungen von 300, resp. 800% auf.
Ein Hagel von Beschwerden
Die Standortgemeinde, die umliegenden Gemeinden, verschiedene Anwohnervereinigungen und viele Einzelpersonen reichten gegen die beantragte Sonderbewilligung Beschwerde ein. Jetzt war endlich Handlungsbedarf angesagt. Am 7. Januar 2004 entschied das Amt für Um- weltschutz des Kantons Luzern:
Die Sendeanlage des Mittelwellensenders Beromünster ist eine sanierungsbedürftige Anlage nach Art.7 NISV
Das Gesuch der SRG und der Swisscom Broadcast, um Bewilligung einer bis 2015 befristeten Ausnahme, wird abgewiesen.
Die Sanierung ist bis 31.12. 2008 abzuschliessen.
Bis zum Abschluss der Sanierung darf der Mittelwellensender Beromünster nur noch mit einer Sendeleistung von max. 250kW betrieben werden.
Die ab 1. Januar 2009 zu ergreifenden Massnahmen (z.B. Sendeleistung), werden vom Amt für Umwelt LU vor Ablauf der Sanierungsfrist in einem ergänzenden Entscheid festgelegt.
Die Swisscom Broadcast AG zog es jetzt allerdings vor, den Sender stillzulegen statt soge- nannt zu “sanieren“. Denn was Sanierung bedeutet hätte, steht auch im Entscheid des Amtes für Umwelt des Kantons Luzern. Nämlich eine wahrscheinliche Reduktion der Sendeleistung, zurück auf 25kW.
Von den einst stolzen 1000kW während des “Aetherkrieges“ gegen Algerien wäre, um die neuen Grenzwerte einhalten zu können, nur noch ein “schäbiger Rest“ von 25kW übrigge- blieben. Die Algerier besassen zu diesen “Glanzzeiten“ nämlich ebenfalls einen Mittelwellen- sender, welcher auf derselben Wellenlänge lief und die Schwyzerörgeler- und Alphornbläser- konzerte massiv mit islamischen Gesängen durchmischte. Ein gegenseitiges Hochrüsten be- gann, um sich gegenseitig aus dem Aether zu werfen, oder sich zumindest gegenseitig zu übertönen.
Dem allem setzte nun der Blitzschlag ein Ende und die Schweizer wurden mit einem gewal-




















































































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