Page 10 - 61.Rundbrief
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die menschliche Gesundheit vorgesehen gewesen wäre. Jetzt werden Fr. 173'000 davon ab- gezweigt, um die Zurechnungsfähigkeit von Einsprechern und Beschwerdeführern zu unter- suchen. Eine wahre Veruntreuung von Steuergeldern!
Verlockende Aussichten, wenn man bedenkt, dass hinter jeder blockierten Antenne im Schnitt 100 Leute stehen, könnten sich unsere Gerichte auf einen Schlag der 400 Streitfälle entledigen, indem sie die 40'000 Einsprechenden und Beschwerdeführenden als unzurech- nungsfähig erklärten und die Mobilfunkbetreiber könnten ungehindert mit dem Ausbau des Mastenwaldes fortfahren. Doch soweit dürfte es nicht kommen. Gigaherz hat das Studien- konzept einem namhaften Psychologen zur Stellungnahme unterbreitet. Hier zuerst ein Aus- schnitt daraus:
Hintergrund
In den letzten Jahren haben sich die Hinweise gemehrt, dass der Affekt, d.h. Gefühle und Stimmungen, einen wichtigen Einfluss darauf haben könnte, wie Risiken wahrgenommen werden. Die Theorie der Affekt Heuristik unterscheidet zwei Denk-Modi: Das analytische System, welches auf Wahrscheinlichkeiten, logischen Überlegungen und Beweisen beruht, und das Erfahrungssystem, das auf Bilder, Metaphern und Erzählungen baut. Es scheint einleuchtend, dass Laien eher das Erfahrungssystem als das analytische System gebrau- chen, wenn sie eine Reihe von Risiken bewerten sollen. In den meisten Studien, die die Wahrnehmung von NIS-Risiken durch Laien untersuchen, wurde die Rolle des Affekts ver- nachlässigt. Neuere Studien lassen allerdings darauf schliessen, dass der Affekt bei der Entwicklung von Haltungen und Meinungen zu NIS womöglich eine wichtige Rolle spielt.
Ziel
Wenn Quellen von NIS, wie zum Beispiel Mobiltelefone oder andere Geräte, bei einer Person einen Affekt auslösen, so kann dieser mit dem impliziten Assoziationstests (IAT) gemessen werden. Dieses Instrument misst implizite Überzeugungen, indem es die Geschwindig- keit feststellt, mit der eine Versuchsperson eine Antwort gibt. Eine experimentelle Studie wird untersuchen, wie unterschiedliche Formen der Risikokommunikation den hervorgeru- fenen Affekt beeinflussen können. Schliesslich wird in einer Erhebung der Frage nachge- gangen, welche Affekte in der Bevölkerung mit Mobilfunkantennen und Starkstromlei- tungen zusammenhängen.
Prof. Dr. Michael Siegrist Konsumentenverhalten
Institut für Umweltentscheidungen ETH Zürich
Die Geschwindigkeit, das heisst, die schnelle Antwortfolge einer Versuchsperson auf gestell- te Fragen, hat unseres Erachtens allerdings eher mit dem Fachwissen und der Intelligenz dieser Person zu tun, als mit der Frage, ob die Person im Affekt handle.
Der von Gigaherz befragte Doktor der Psychologie konnte ein Schmunzeln nicht ver- bergen. Hier seine Meinung:
Die Studie könne, wenn diese seriös durchgeführt werde, nur zu Gunsten der Einspre- chenden und Beschwerdeführenden ausfallen. Wir sollten den Herrn Siegrist doch ruhig ein- mal machen lassen. Eine NFP-Studie müsse am Schluss mit allen Details offen gelegt wer- den und da hätten die Mobilfunkgegner nichts zu befürchten.
Siegrist gehe klar von falschen Vorstellungen aus, wenn er meine, Einsprecher und Be- schwerdeführer gegen Mobilfunkantennen handelten im Affekt. Denn Affekt heisse unzurech-






















































































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