Beobachtungen und Erkenntnisse

Ärzte fordern Vorsorgemaßnahmen!

Über 1.000 Ärztinnen und Ärzte haben den „Freiburger Appell“ von 2002 unterzeichnet. Er wurde in viele Sprachen übersetzt. 36. 000 Menschen aus aller Welt haben seine Warnung vor den Gefahren des Mobilfunks unterstützt. Heute, zehn Jahre später, wenden wir uns als Ärzte und Wissenschaftler mit einem internationalen Appell erneut an Kolleginnen und Kollegen, an Bürgerinnen und Bürger, aber auch an die politisch Verantwortlichen in aller Welt.

Begründung:

Trotz aller Warnungen werden immer neue Funk-Techniken in unsere Lebenswelt eingeführt: Handy-Netze, TETRA, LTE, Schnurlostelefone, WLAN, Baby­phone, Funkablesegeräte, digitales Radio und Fernsehen u. a. m. Alle diese Funk-Techniken überlagern die bio­physikalische Organisation des Lebens mit einer wachsenden Dichte und Vielfalt elektromagnetischer Felder.

Das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen wird von natürlichen elektromagnetischen Feldern (EMF) und Signalen gesteuert. Technisch erzeugte Felder können mit ihren sehr niedrigen bis sehr hohen Frequenzen die biologischen Stoffwechsel- und Kommu­nikationsvorgänge der Zellen tiefgreifend stören. Mit Hilfe von fein abgestimmten Regulationsmechanismen können die Selbstheilungskräfte des Organismus solche Störungen anfangs ausgleichen. Bei anhaltendem elektromagnetischem Stress kann es jedoch zu einer chronischen Schädigung dieser biologisch sinnvollen Organisation des Lebens und daraus folgend zu Erkrankungen kommen.

Bei jeder Situationsanalyse sind natürlich auch alle anderen Strahlungsquellen zu berücksichtigen.

Die Folgen dieser grundlegenden Störung der Selbst­regulation sind wissenschaftlich vielfach nachgewiesen: erhöhte Durchlässigkeit der schützenden Blut-Hirn-Schranke, Veränderung der Hirnströme, Störungen der Ausschüttung von Nervenbotenstoffen und Hormonen (insbesondere der Anstieg von Stresshormonen), Schädigung von Immunsystem und Erbinformation und Minderung der Fruchtbarkeit, um nur einige der auffäl­ligsten Beispiele zu nennen. Als ein zentraler Wirkmecha¬nismus der Strahlungseinwirkung zeichnet sich immer deutlicher oxidativer Zellstress ab, eine Hauptursache vieler Krankheiten.

Wir Ärzte beobachten, dass psychische Erkran­kungen wie Depressionen, Burnout-Syndrom, Schlaf-, Angst- und Panikstörungen besorgniserregend zunehmen. Das gilt auch für eine ganze Reihe weiterer Krankheiten: Schlaganfälle bei jüngeren Menschen, degenerative neurologische Erkrankungen (z.B. frühzeitiger Ausbruch dementieller Syndrome), Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Autismus, Lern-, Konzentrations- und Verhaltensstörungen (ADHS), um nur die auffälligsten Symptome und Erkrankungen zu nennen. Unsere Beobachtungen sprechen auch dafür, dass die Zunahme der Funk-Strahlungen zu den bestimmenden Umwelt­faktoren zählt, die für einen kontinuierlichen Anstieg von Allergien, Hautkrankheiten, Schmerz-Syndromen, Infektanfälligkeit, Bluthochdruck, Herz­rhythmus­störungen, Epilepsie, Stoffwechselent­gleisungen und Multisystemerkrankungen mit verantwortlich sind.

Immer häufiger und deutlicher erhärtet der beobachtbare zeitliche und räumliche Zusammenhang zwischen dem Auftreten dieser Erkrankungen und Symptome und dem Beginn einer Funkbelastung (z.B. im Gefolge der Installation einer Mobilfunkanlage oder intensiver Handynutzung) die Annahme einer kausalen Beziehung. So ist der Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Handys/Schnurlostelefonen und dem Anstieg von Gehirntumoren längst deutlich genug belegt, um Maßnahmen der Vorsorge zu fordern.

Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet. Gehirntumore sind nach Leukämie die zweithäufigste Krebserkrankung bei Kindern. Die Zuwachsrate für ältere Teenager liegt europaweit bei 1.5 Prozent pro Jahr. In England stiegen die Stirn- und Schläfenlappentumore bei Kindern von 1999 bis 2009 signifikant an. Ein suchtartiges Verhalten im Umgang mit Handys und anderen Online-Geräten schreitet weiter voran. Zahlreiche Appelle und Resolutionen fordern deshalb besondere Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen, so z. B. im Herbst 2011 auch die Europäische Umweltagentur.

Die Zahl der unter Elektrohypersensibilität leidenden Menschen nimmt ständig zu. Unmittelbar oder auch erst nach Stunden reagieren sie auf die Belastung durch technische Felder mit teilweise schweren Symptomen. Wir Ärzte begrüßen, dass Schweden die Elektro­sensibilität als Behinderung anerkennt. Wir weisen mit Nachdruck auch darauf hin, dass das Europaparlament die Mitgliedstaaten aufgefordert hat, "dem Beispiel Schwedens zu folgen", auch dass Gouverneure in den USA die negativen Auswirkungen der Elektrohyper­sensibilität öffentlich bewusst machen. Das Beispiel der Österreichischen Ärztekammer, die eine Leitlinie zur Abklärung und Therapie EMF-bezogener Beschwerden und Krankheiten verabschiedet hat, sollte auch in anderen Ländern Schule machen.

Die von Ärzten weltweit gesammelten Beo­bachtungen sind konsistent und werden durch Erkenntnisse der Wissenschaft bestätigt. Diese belegen z.T. schon seit Jahrzehnten schädigende Effekte elektromagnetischer Felder und die damit verbundene grundsätzliche Beeinträchtigung biologischer Regelkreise weit unterhalb der aktuellen Grenzwerte. Bekannt ist der Report der internationalen 'BioInitiative Working Group' (2007), der in Auswertung von über 1500 vorliegenden Studien mannigfaltige Schädigungen und Gefährdungen doku­mentiert. Zahlreiche jüngere Studien bestätigen die beunruhigenden Ergebnisse seither und zeigen gleichzeitig die Untauglichkeit der geltenden Grenzwerte, die nur Schädigungen durch thermische Wirkungen für möglich halten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Mai 2011 Handystrahlung als möglicherweise krebserregend eingestuft aufgrund des Anstiegs des Hirntumorrisikos bei mehrjähriger intensiver Handy­nutzung. Und marktführende Handyhersteller erhärten den Zusammenhang, wenn sie Patentanträge mit dem Argument der Krebsgefährdung begründen.

In zahlreichen Appellen und Resolutionen der letzten Jahre haben immer mehr Wissenschaftler und Ärzte auf die Gesundheitsrisiken des Mobilfunks hingewiesen. Die russische Strahlenschutz-kommission RNCNIRP warnt 2008 vor folgenschweren und irreparablen Auswirkungen durch elektromagnetische Strahlung vor allem auf Kinder und verschärft ihre Warnung 2011 noch einmal. Die Europäische Umweltagentur mahnt 2009 dringend Maßnahmen der Vorsorge an. Dafür setzt sich 2009 auch das Europa­parlament ein. 2011 fordert der Europarat in einem einstimmigen Beschluss das Ende einer Funk-Politik, die in ihrer gegenwärtigen Form nicht als zukunftsfähig gesehen wird.

So sieht WLAN-Strahlung aus

Solange ein WLAN Access Point (Router) eingeschaltet ist, sendet er dauernd sein „Bakensignal“. Das ist eine pausenlose Reihe von meist ca. 10 scharfen Impulsen pro Sekunde ( ca. 10 Hertz).

Standorte

Es schwirrt um uns herum, folgt uns überall hin, aber niemand weiß, wie es aussieht. Das wollten zwei Amerikaner ändern und machten das Internet kurzerhand sichtbar - in verschiedensten Farben und Formen.

Zu Hause, im Büro und an öffentlichen Plätzen: WLAN ist überall. Aber wie sehen die Wifi-Strahlen eigentlich aus, haben sich der Tech-Blogger Nickolay Lamm und die Astrobiologin M. Browning Vogel Ph.D von der Nasa gefragt. Also griffen sie sich Bilder der Gegend um die Washingtoner National Mall und legten darüber Muster, wie das drahtlose Internet aussehen könnte. Wifi-Wellen haben eine gewisse Höhe und einen bestimmten Abstand zueinander. Er ist kürzer als bei Radiowellen und länger als bei Mikrowellen, sodass eine einzigartige Übertragung entsteht, die nicht durch andere Signale unterbrochen werden kann.

Was die Wissenschaft sagt

Eine kanadische Studie belegt einen direkten Einfluss der Strahlung von DECT-Schnurlostelefonen und WLAN Access Points auf die Herztätigkeit, z.B. Herzrhythmusstörungen wie Extrasystolen und Herzrasen (Havas et al., 2010). – Eine argentinische Studie fand Schäden bei menschlichen Spermien, die, in Simulation der Praxisbedingungen, unter einem mit WLAN sendenden Laptop-Computer platziert waren. Die Beweglichkeit der Spermien war vermindert, und ihre Erbsubstanz war geschädigt (Avendaño et al., 2011).

Anders als beim wenig untersuchten WLAN gibt es für Gesundheitsrisiken von GSM- und UMTS-Mobilfunkstrahlung viele wissenschaftliche Belege. Die herrschende Fehlmeinung "Schädlichkeit nicht bewiesen!" rührt daher, dass schädliche Effekte zeigende Forschungsstudien ignoriert oder heruntergespielt und seitens der Industrie systematisch Zweifel bezüglich deren Ergebnisse gesät werden.

Daher: WLAN ganz vermeiden!

  • Verzicht auf WLAN vor allem in Schulen, Krankenhäusern, Heimen, Hotels, Läden.

  • Verzicht auf öffentliche (städtische) WLAN- Netze (Hot Spots).

  • WLAN-freier Öffentlicher Verkehr: Bahnwagen, Straßenbahnen, Busse, U-Bahn, Flugzeuge.

  • Kabel-Internet statt WLAN. Bei einer Gesamt- betrachtung sind die Mehrkosten der Verkabe- lung gering im Verhältnis zu den erhöhten Gesundheitskosten sowie zu den wirtschaftlichen Ausfällen infolge verminderter Leistungsfähigkeit und vermehrter Krankmeldungen.

  • Keine drahtlose Fernseh- und Radioübertragung innerhalb der Wohnung. Statt dessen Netzwerkkabel (Ethernet-Kabel) oder Lichtleiter (optisches Kabel) einsetzen.

  • Powerline-Übertragung (PLC; dLAN; „Internet über die Stromsteckdose“ usw.) ist kein Ersatz für WLAN! Die gesamte eigene Elektroinstallation wird zu einer Art "Sendeantenne"; sie sendet eine breitbandige Strahlung im Frequenzbereich des Kurzwellenradios aus. Die gesundheitlichen Erfahrungen damit sind ebenfalls ungünstig.

Wenn WLAN-Geräte dennoch betrieben werden

  • WLAN-Geräte mit verstellbarer Sendeleistung kaufen. Die Sendeleistung so senken, dass Verbin- dung gerade noch möglich ist (ausprobieren).

  • WLAN-Geräte so weit entfernt wie möglich von den Arbeits-, Aufenthalts- oder Ruheplätzen installieren. Dabei jedoch an eventuelle Nachbarn denken, die dafür stärker getroffen werden!

  • Laptop bei aktiviertem WLAN auf den Tisch legen, keinesfalls auf den Schoß! Und weg mit dem Kopf – v.a. nicht auf dem Bauch liegend benutzen!

  • WLAN-Geräte immer konsequent abschalten, wenn sie nicht gebraucht werden, namentlich
    a) – Internet-Modem/Router über eine schaltbare Steckdosenleiste ganz abschalten; ggf. WLAN über den speziellen Schalter am Gerät deaktivieren.
    b) – am Laptop WLAN abschalten bzw. per Software die "drahtlose Netzwerkverbindung" deaktivieren. Ebenso die WLAN-fähigen Handys, die Smartphones sowie Tablet-Computer wann immer möglich abschalten. Andernfalls zumindest WLAN und Bluetooth deaktivieren bzw. das Gerät in den Flugmodus setzen. Sonst wird ständig mit starken Funkimpulsen ein Netz gesucht.

  • Wird mit Netzwerkkabel gearbeitet, so ist das nicht benötigte WLAN im Internet-Modem dauerhaft zu deaktivieren (ältere Modems: vom Anbieter über die Telefonleitung fern-deaktivieren lassen).

Schutz vor WLAN-Strahlung

Oft sind Nachbarn kooperativ: Sie ersetzen ihr WLAN durch ein Netzwerkkabel oder schalten es bei Nichtgebrauch zumindest ab, vor allem nachts, z.B. mit einer Schaltuhr, und sie senken die Sendeleistung. – Falls jedoch ein Schutz notwendig wird:

  • Abschirmen einer Zimmerwand/Decke/Fußboden kann sinnvoll sein, wenn die Strahlung überwiegend aus einer einzigen Richtung kommt. Wand/Decke: Abschirmtextilien und -vliese; Abschirmfarbe; am Fußboden außerdem Metallgewebe; evtl. Alufolie (Vorsicht dampfsperrend!). Die vorschriftsgemäße Erdung der Schirmflächen beachten! – Die Strahlungsreflexionen innerhalb des Hauses vermindern die Wirksamkeit von Abschirmungen.

  • Die Erfahrungen mit Abschirmbaldachinen („Faradaykäfig“) sind äußerst unterschiedlich. Unter dem Baldachin ist man gewissen Feldeffekten im Hochfrequenzbereich ausgesetzt, weil das Abschirmgewebe nahe am Körper ist. Deshalb Baldachine vor einem Kauf möglichst mehrere Wochen lang ausprobieren. Abschirmfläche immer auch am Fußboden anordnen!

  • Laptop bei aktiviertem WLAN auf den Tisch legen, keinesfalls auf den Schoß! Und weg mit dem Kopf – v.a. nicht auf dem Bauch liegend benutzen!

  • Jegliche Abschirmung aufgrund fachgerechter Messung der hoch- und niederfrequenten Felder sowie fachtechnischer Beratung durchführen.

  • Wird mit Netzwerkkabel gearbeitet, so ist das nicht benötigte WLAN im Internet-Modem dauerhaft zu deaktivieren (ältere Modems: vom Anbieter über die Telefonleitung fern-deaktivieren lassen).

Internationaler Ärzteappell 2012